Ordonnánz

Ordonnánz

Ordonnánz (franz.), Befehl, Verordnung, militärische Dienstvorschrift; dann ein Soldat, der einem höhern Vorgesetzten zugeteilt wird, um seine Befehle zu überbringen. Je nach Stellung und Rang des Vorgesetzten und der Art der Dienstleistung wird zu diesem Dienst ein berittener (Meldereiter, s. d.) oder unberittener Ordonnanzunteroffizier oder ein Gemeiner (O. schlechthin) verwendet. In einigen Armeen sind eigne Truppengattungen zum beständigen Ordonnanzdienst bei höhern Offizieren bestimmt, wie in Deutschland die (berittenen) Stabsordonnanzen bei den Truppenbefehlshabern vom Brigadekommandeur aufwärts, die Leibgendarmen bei dem Kaiser und der Kaiserin. Ordonnanzoffiziere werden neben den Adjutanten zu höhern Führern kommandiert für die Dauer von Übungen, für Gefechtstage, bei Inspizierungen. Bei einigen Souveränen haben Ordonnanzoffiziere ganz die Stellung persönlicher Adjutanten. Außerdem werden in Deutschland auch die zur Bedienung in Offiziersspeiseanstalten oder zum Kochen in Mannschaftsküchen verwendeten Soldaten Kasino- oder Tisch-, bez. Küchenordonnanzen genannt. Ordonnanzanzug heißt im deutschen Heere der Anzug mit Seitengewehr und Helm. – In Österreich gibt es im Frieden ständige Ordonnanzoffiziere für den zur Disposition des Allerhöchsten Oberfehls gestellten General der Kavallerie Erzherzog Franz Ferdinand, die beiden Landwehroberkommandanten und den ersten Generaladjutanten des Kaisers. Von Mannschaftsordonnanzen unterscheidet man solche für den Kasernen-, Kanzlei-, Lazarett- und Wachtdienst. Im Krieg erhalten die statt der Korpskommandanten zurückbleibenden Militärkommandanten einen nichtaktiven Offizier als Ordonnanzoffizier; alle höhern Kommandanten in der Front Ordonnanzoffiziere, z. B. der Brigadier 1, der Infanteriedivisionär 2, der Kavalleriedivisionär 4. Den niedern Ordonnanzdienst bei Stabs- und Hauptquartieren bestreitet die Stabskompanie und der Stabskavalleriezug. Eine besondere Ordonnanztruppe für den Gebirgskrieg besitzt die österreichische Armee in der Division berittener Tiroler und der Eskadron berittener Dalmatiner Landesschützen. Ordonnanzmäßig, vorschriftsmäßig, daher z. B. Ordonnanzwaffen (Ordonnanzgewehre etc.), die in den Armeen zum Dienstgebrauch eingeführten Waffen, im Gegensatz zu Luxuswaffen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Ordonnanz — (v. lat.), 1) Befehl, Gesetz; 2) bes. wenn er aus eigener Machtvollkommenheit von einem Souverän gegeben wird; namentlich die vom König von Frankreich seit 1789 u. dann wieder seit 1815 ausgehenden, ohne Zuziehung der Deputirtenkammer gegebenen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ordonnanz — Ordonnanz: Das seit dem 16. Jh. bezeugte Fremdwort war zunächst in der heute veralteten Bedeutung »Befehl, Anordnung« gebräuchlich. Seit dem 17. Jh. bezeichnet es in der militärischen Fachsprache einen Soldaten, der einem Offizier zur… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Ordonnanz — Ordonnanz, Beiname des Malers Moucheron 2) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ordonnánz — (frz., »Verordnung«), in Frankreich vor 1789 und 1814 30 Bezeichnung aller Erlasse des Königs, besaßen die Eigenschaft von Gesetzen. – O. heißen auch die prozeßleitenden Dekrete der Gerichtshöfe, bes. in Strafsachen; beim Militär die Vorschriften …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ordonnanz — Ordonnanz, militärisches Gesetz, insbesonders eine Vorschrift für einzelne Zweige des Dienstes; Ordonnanzen, Militärs, welche den Befehlshabern zugetheilt sind, um deren Befehle zu überbringen, bei höheren Befehlshabern Ordonnanzoffiziere, bei… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ordonnanz — Sf Offiziersanwärter, Befehl per. Wortschatz fach. (16. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. ordonnance Befehl, Anordnung , einer Ableitung von frz. ordonner anordnen , aus l. ōrdināre bestimmen, verordnen, ordnen , zu l. ōrdo (ōrdinis) m. Reihe,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Ordonnanz — Parlamentär; Bevollmächtigter; Emissär; Delegat; Bote; Delegierter; Abgesandter; Kurier; Beauftragter * * * Or|don|nạnz 〈f. 20; Mil.〉 …   Universal-Lexikon

  • Ordonnanz — Das Wort Ordonnanz, auch Ordonanz (franz. ordonnance, „Befehl“, „Anordnung“) hat im militärischen Sprachgebrauch zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bedeutung (und/oder Zusammensetzung): die Gefechtsaufstellung von Heeren, insbesondere dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Ordonnanz (Gefechtsordnung) — Als Ordonnanz wurden im 16. und 17. Jahrhundert die Gefechtsaufstellungen des Fußvolks, teilweise auch die Aufstellung des gesamten Heeres bezeichnet. Ursprünglich vom französischen Begriff für die dazu erlassene Anordnung stammend, galt der …   Deutsch Wikipedia

  • Ordonnanz, die — Die Ordonnanz, S. Ordinanz …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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