- Neruda
Neruda, 1) Jan, tschech. Dichter und Novellist, geb. 10. Juli 1834 in Prag, gest. daselbst 22. Aug. 1891, studierte in seiner Vaterstadt Rechtswissenschaft und Philosophie, widmete sich aber dann der Literatur. Zuerst Feuilletonist der Prager »Národní Listy«, gründete er 1866 mit V. Hálek (s. d.) die Zeitschrift »Květy« und erneuerte mit ihm 1873 den »Lumír«. Seine vorzüglichen Feuilletons erschienen gesammelt in 4 Bänden in Prag 1876–77. Seine ersten Gedichte gab er 1854 unter dem Pseudonym Janko Hovora heraus; es folgten alsdann die »Friedhofsblüten« (1858), »Bücher der Verse« (1868, 2. Aufl. 1873), »Kosmische Lieder« (1879, 4. Aufl. 1893; deutsch von Pawikowski, Leipz. 1881). Auch auf dramatischem Gebiet hat sich N. versucht; er schrieb die Tragödie »Francesca da Rimini« und die Lustspiele »Ich bin es nicht«, »Verkaufte Liebe«, »Der Bräutigam aus Hunger« u.a. Von seinen vielgelesenen Skizzen und Novellen sind zu nennen: »Bilder aus der Fremde« (1863), »Allerlei Menschen« (1863), »Arabesken« (1864), »Kleinseitner Geschichten« (1878; deutsch in Reclams Universal-Bibliothek), wohl sein bestes Werk, u.a. Eine Sammlung seiner Werke gab J. Herrmann heraus (Prag 1891–99, 12 Bde.).
2) Wilhelmine, Violinspielerin, geb. 29. März 1839 in Brünn als Tochter des dortigen Domorganisten N., erhielt mit ihren Geschwistern den Unterricht in der Musik von ihrem Vater und trat bereits 1846 mit Erfolg in Wien öffentlich auf. Später machte sie mit ihrer Schwester Maria (geb. 1844), einer Pianistin, und ihrem Bruder Franz, einem Violoncellisten, längere Kunstreisen durch ganz Europa. Seit 1864 war sie mit dem Hofkapellmeister Ludw. Normann (gest. 28. März 1885) in Stockholm vermählt, lebte jedoch meist in London, wo sie sowohl als Solo- wie als Quartettspielerin in hohem Ansehen steht. 1888 verheiratete sie sich mit dem Klavierspieler Charles Hallé (gest. 1895), mit dem sie 1889 eine Konzertreise nach Australien unternahm. Im Winter 1900 ließ sie sich in Berlin nieder.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.