- Metrisches Maßsystem
Metrisches Maßsystem, das auf Anwendung des Meters beruhende Dezimalsystem (s. d.) für Ausmessung und Bezeichnung aller Maßgrößen, zuerst in Frankreich nach vierjähriger methodischer Eingewöhnung durch das Gesetz vom 19. Frimaire VIII (10. Dez. 1799) durchgeführt. Um aus der beständigen Gestalt der Erde ein unvergängliches Grundmaß zu entwickeln, sollte das Metre (vgl. Meter) den zehnmillionsten Teil der Länge des Viertel-Erdmeridians bedeuten. Hieran schloß sich die Bestimmung der Grundeinheiten aller Flächen, des »Ar« = 100 qm, und aller Körper, des Ster = 1 Kubikmeter, dessen tausendster Teil unter dem Namen »Liter« als Hohlmaß für trockne wie für flüssige Dinge dient. Zugleich wurde die Gewichtseinheit in unauflösliche Verbindung mit dem Meter gebracht, indem das Gewicht so vielen reinen Wassers von höchster Dichtigkeit (bei 4°) im luftleeren Raum, als den Kubus eines Hundertstelmeters ausfüllt, »Gramm« genannt wurde. Die Stufen zu den vier Grundmaßen bildete man nach oben durch Vorsetzung griechischer Zahlwörter: Deka für 10 (z. B. Dekaliter = 10 Lit.), Hekto für 100 (z. B. Hektogramm = 100 g), Kilo für 1000 (z. B. Kilometer = 1000 m) und Myria für 10,000 Grundeinheiten; nach unten durch Vorsetzung lateinischer Zahlwörter: Deci für Zehntel (z. B. Deziliter = 0,1 L.), Centi für Hundertstel (z. B. Zentiar = 0,01 Ar) und Milli für Tausendstel (z. B. Milligramm = 0,001 g). Alle sonstigen Potenzen der Grundzahl 10 wurden der gewöhnlichen Dezimalrechnung anheimgegeben, und letztere ist so weit eingebürgert, daß viele Staaten, die dem metrischen System ihr bisheriges Maßwesen (vgl. Maße) opferten, nicht allein auf volkstümliche Anbequemung der neuen Größen an alte Bezeichnungen, sondern auch auf manche Ober- und Unterstufen verzichtet haben. Die gegenseitige Vergleichung der Längen-, Flächen-, Körper- und Massengrößen erwies sich sehr leicht. Deshalb wurden die Münzstufen der meisten Länder ebenfalls dezimal geordnet, so daß die Wertzahlen wenigstens innerhalb jener einzelnen Staaten in die Reihe der unmittelbar untereinander vergleichbaren Größen eingetreten sind, wogegen Versuche, jene gleichmäßig von Land zu Land zu gestalten, einen sehr beschränkten Erfolg gehabt haben. Vgl. Chauvin, Histoire du mêtre (Limoges 1901); Bigourdan, Le Système métrique des poids et mesures, son établissement et sa propagation (Par. 1901).
In der Tabelle zum Artikel »Maße« (s. d.) sind die Abkürzungen angegeben, die im J. 1900 vereinbart wurden; außerdem einigte man sich über rein wissenschaftliche, nicht im Verkehr vorkommende mikroskopische Einheiten: Mikron (μ) = 1/1000 mm, Mikroliter (λ) = 1/1000 Milliliter und Mikrogramm (γ) = 1/1000 mg. Bei den im Verkehr vorkommenden Maßen sind bisherige Bezeichnungen der Fläche mit q und des Raumes mit c durch die Potenzzeichen (z. B. qm durch m2, cbm durch m3) ersetzt worden. Das zehnteilige System ist von der österreichisch-ungarischen Monarchie vollständiger als vom Deutschen Reich aufgenommen, daher das dortige (mit den ausgelassenen Gliedern in Klammern) hier abgedruckt wird:
Griechische Bezeichnungen, die in der Tabelle zu »Maße« keinen Platz fanden, sind: für 10 km Skinis, 1 km Stadion, 1 m Pikis, 1 dm Palame, 1 cm Daktyl, 1 mm Kiliostometron, 10 a Stremma, 1 hl Kilon, 1 l Litra, 1 dl Kotilos, 1 cl Mistron, 1 ml Kubus, 1 g Dramion, 1 dg Obolos und 1 cg Kokkos; türkische: für 10 km Fersach-, 1 km Myli-, 1 m Zira'i-, 1 a Murabba'i-, 1 hl Kile i = 100 kg Kantar-, 1 kg Vekiey-, 1 g Dirhem-â'chary, 1 dm Euchry-, 1 cm A'chary-, 1 mm Mi'chary-, 1 qm Murabbazira', 1 ha Djerib, 1 l Eultschek, 1 dl Zarf, 1 t Tonnellata, 1 dg Euchry-, 1 cg A'chary- und 1 mg Mi'chary-dirhem.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.