Mentha

Mentha

Mentha L. (Münze, Minze), Gattung der Labiaten, ausdauernde, aufrechte, stark verzweigte oder zwergige aromatische Kräuter mit kriechender Wurzel, gegenständigen, meist gesägten Blättern und kleinen Blüten in meist vielblütigen Scheinwirteln, die bald unterbrochene Ähren mit laubigen Tragblättern, bald dichte Ähren mit kleinen Hochblättern bilden. 15 Arten meist in den gemäßigten Klimaten der Alten Welt, von denen mehrere fast überall eingeschleppt sind. Die Arten sind ungemein vielgestaltig und bilden zahlreiche Bastarde, von denen einige kultiviert werden. Diese Bastarde sind fast vollständig steril, vermehren sich aber stark durch Ausläufer und finden sich ziemlich verbreitet in Gegenden, wo beide Stammeltern fehlen. Die Pfefferminze (M. piperita L.), ein Bastard von M. viridis L. und M. aquatica L., mit krautartigen, 50–100 cm hohen Stengeln, kurzgestielten, spitz-eiförmigen, bis 7 cm langen, besonders gegen die Spitze hin scharf gesägten, kahlen Blättern, endständigem, an der Basis unterbrochenem Blütenschwanz und bläulichlila gefärbten Blüten. Die Blätter riechen stark eigentümlich, flüchtig balsamisch, schmecken angenehm gewürzhaft, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend; sie enthalten als wesentlichen Bestandteil ätherisches Pfefferminzöl (s. d.) und werden besonders als Teeausguß bei Kardialgie und Kolik, äußerlich zu aromatischen Kräutern, Umschlägen und Bädern benutzt (vgl. Roze, La Menthe poivrée, sa culture, ses produits, etc., Par. 1868). Als Krauseminze (M. crispa) geht in England und Nordamerika eine krausblätterige Varietät von M. viridis L., in Deutschland eine krausblätterige Varietät von M. aquatica L. Sie treibt einjährige, krautige Stengel, hat kurzgestielte oder sitzende, rundlich-eiförmige, spitze, gesägte Blätter, auf den Blattnerven und am Stengel Gliederhaare und zu endständigen Köpfen vereinigte Blütenquirle mit violetten Blüten. Sie schmeckt minder angenehm, nicht kühlend und wird zur Darstellung von Krauseminzöl und arzneilich benutzt, ist aber durch die Pfefferminze stark zurückgedrängt worden. M. Pulegium L. (Polei), mit eiförmigen, sparsam gezahnten, durchscheinend punktierten Blättern und voneinander getrennten Scheinquirlen, wächst an feuchten Orten und wird ebenfalls zur Gewinnung von ätherischem Öl kultiviert. Mentha-Arten wurden im Altertum von Ägyptern, Hebräern und Römern als Küchengewürz und Arzneimittel benutzt. Im »Capitulare« Karls d. Gr. wurden drei Minzen empfohlen. Im 15. Jahrh. wird auch Crusemynte erwähnt. Als Pfefferminze wurden mehrere Varietäten und Bastarde kultiviert. Seit Mitte des 18. Jahrh. kultiviert man Pfefferminze bei Mitcham in der Grafschaft Surrey, auch bei Utrecht und in Deutschland. In Japan ist die Pfefferminzkultur älter als 2000 Jahre. In den Vereinigten Staaten begann man 1816 mit der Gewinnung von Pfefferminzöl im Staat New York, und diese Industrie hat seitdem zwischen dem Ohio und dem Erie-, Huron- und Michigansee immer größere Ausdehnung gewonnen. In Deutschland gibt es Pfefferminzkulturen in der Nähe von Leipzig und bei Gnadenfrei in Schlesien, auch Frankreich, Rußland und Italien liefern Pfefferminzöl. Krauseminze (M. viridis) wird in Nordamerika und England neben Pfefferminze, auch in Thüringen kultiviert.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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