- Margueritte
Margueritte (spr. margĕrīt'), Paul, geb. 20. Febr. 1860 in Laghouat (Algerien), und Victor, geb. 1867 in Blidah, franz. Romanschriftsteller, Söhne des 1870 bei Sedan gefallenen Generals Auguste M. Nach kurzem Dienst im Ministerium des Unterrichts widmete sich Paul M. ganz der Schriftstellerei. Er ist einer der Begründer des dem Naturalismus entgegentretenden psychologischen Romans. Paul M. ist seit der Gründung eines der zehn Mitglieder der Goncourt-Akademie. Er schrieb unter anderm: »Mon père« (1884), »Tous quatre« (1885), »Pascal Géfosse« (1887), »Jours d'épreuve« (1889), »Amants« (1890), sein bestes Werk, »Ma Grande« (1893), »La Tourmente« (1893) und »L'Essor« (1896). – Vietor M. war bis 1895 Offizier, hatte aber als solcher bereits 1883 die Gedichte »Brins de lilas« veröffentlicht. Er ließ 1898 die Gedichte »Au fil de l'heure« folgen, nachdem er sich mit seinem Bruder Paul zu gemeinsamer Prosaarbeit für immer vereinigt hatte. Nach dem eleganten Salonroman »Le carnaval de Nice« (1897) und der Kindergeschichte »Poum« (1897) begannen die Brüder die epochemachende, nur wenig romanhafte Kriegsgeschichte von 1870 »Une Epoque« mit »Le Désastre« (1898), dem »Les tronçons du glaive« (1900), »Les braves gens« (1901) und »La Commune« (1904) folgten. Auch die sozialen Fragen beschäftigten sie lebhaft: in den »Femmes nouvelles« (1899) kämpfen sie für Frauenemanzipation, in »Les deux vies« (1902; deutsch: »Zwei Frauenleben«, Wien 1903) für die Erleichterung der Ehescheidung, in »Le Prisme« (1905) gegen die Geldheiraten. Noch veröffentlichten sie die populäre »Histoire de la guerre 1870 à 1871« (1903), eine Agitationsschrift »Mariage et divorce« (1903) und eine Sammlung sozialer Abhandlungen »Quelques idées« (1905). Den Roman »Les deux vies« dramatisierten sie 1905 u. d. T.: »Le cœur et la loi«; das Stück wurde im Odéon mit Erfolg ausgeführt. Vgl. E. Pilon, Paul et Victor M. (Par. 1905).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.