- Leitfossilien
Leitfossilien, Versteinerungen, die als charakteristische Einschlüsse zu der Bestimmung des geologischen Alters der sie enthaltenden Schichten leiten können. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen sich die Versteinerungen von andern, ihnen verwandten Formen leicht unterscheiden lassen; ihr Vorkommen muß auf eine Schicht oder doch auf ein nicht zu mächtiges Schichtensystem beschränkt sein, und endlich dürfen sie in dieser Schicht oder in diesem Schichtensystem nicht zu selten vorkommen. Die Ausnutzbarkeit organischer Reste zur Altersbestimmung der Gesteine beruht auf dem Erfahrungssatz, daß die Gleichzeitigkeit der Bildung räumlich getrennter Ablagerungen sehr häufig durch eine Anzahl gleicher Formen neben den für die Einzellokalität spezifischen Resten angedeutet wird. Sowohl das Pflanzen-als das Tierreich liefert L., am häufigsten die Klasse der Mollusken (Leitmuscheln). Ganze Ordnungen können auf bestimmte Schichten beschränkt sein, dieselben also als L. charakterisieren (Graptolithen in der Silurischen Formation, s. d.), oder ein bestimmtes Genus mit verschiedenen Arten läßt sich als Leitfossil ausnutzen. So kommen die Ceratiten mit ihren charakteristischen Suturlinien nur in der Triasformation (s. d.) vor, die Hippuriten nur in der Kreideformation, die Belemniten erst vom Lias an aufwärts (s. Juraformation). In den meisten Fällen ist das Leitfossil eine einzelne Art. So ist, um ein Beispiel aus Tausenden herauszugreifen, für die untersten Liasschichten stets bezeichnend die Gryphaea arcuata. Gewöhnlich wird die betreffende Schicht nach dem Leitfossil benannt (also in unserm Beispiel Schichten mit Gryphaea arcuata, Arcuatenkalk, auch Gryphitenkalk). Vgl. die »Übersicht der Geologischen Formationen« (in Bd. 7); Zusammenstellungen und Abbildungen der wichtigsten L. geben die dort (S. IV) angeführten Tafeln zu den einzelnen geologischen Formationen. Vgl. Haas, Die L. (Leipz. 1887); Koken, Die L. (das. 1896).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.