- Triasformation
Von organischen Resten fehlen solche pflanzlicher Natur der alpinen Fazies der Triasformation sowie dem deutschen Muschelkalk fast gänzlich. An Einzelindividuen einer beschränkten Anzahl von Pflanzenarten reich sind bestimmte Horizonte des obern Buntsandsteins und die Sandsteine des Keupers (Lettenkohlen-, Schilf- und Stubensandstein). Die Tafel III bildet von Kryptogamen eine Mehrzahl Farnkräuter (Fig. 4, 5, 6 u. 8) ab, ferner riesige Schachtelhalme und Kalamiten (Fig. 2 u. 7, letztere häufig, vielleicht immer, Steinkerne von Equiseten, vgl. auch Tafel II, Fig. 10), das zu den Monokotyledonen (Typhazeen) gestellte, von manchen Paläontologen den Equisetazeen zugerechnete Aethophyllum aus dem Buntsandstein (Fig. 3), von Cykadeen Pterophyllum (Fig. 9) und von Koniferen Voltzia (Fig. 1, vgl. auch Tafel II, Fig. 12). Ganz besonders häufig sind im Stubensandstein verkieselte Koniferen- (Araukarien-) Stämme, deren mikroskopische Struktur mitunter vorzüglich erhalten ist. In den Riffkalken der obern alpinen Trias finden sich in großer Menge Kalkalgen, besonders die Gattungen Diplopora und Gyroporella (Tafel I, Fig. 2), die früher allgemein als Rhizopoden gedeutet wurden. Tierreste sind in der deutschen Triasformation nur im Muschelkalk zahlreicher vorhanden, im Buntsandstein und Keuper auf einige Horizonte beschränkt, während der alpine Keuper einige an Versteinerungen sehr reiche Zonen enthält. Als Beispiele bringt die Tafel I in Fig. 1 von Krinoiden Krone und Stielglieder von Encrinus liliiformis zur Darstellung, aus denen (vgl. die Abbildung im Text) bestimmte Lagen des deutschen Muschelkalks fast ausschließlich zusammengesetzt sind. Weniger wichtig sind die Echinoiden (Stacheln von Cidaris alata, Tafel I, Fig. 9, häufig in den Cassianer Schichten) und die Krebse; außer den oben erwähnten Vertretern der Ostrakoden (Bairdia) und der Blattfüßer (Estheria minuta, Tafel I, Fig. 5) sei noch genannt der im obern Muschelkalk auftretende Zehnfüßer Pemphix Sueuri (Tafel I, Fig. 3). Von den abgebildeten Mollusken gehören der Brachiopode Terebratula vulgaris (Tafel I, Fig. 17), die Muscheln Gervillia socialis (Tafel I, Fig. 11), Lima striata (Tafel I, Fig. 15), Myophoria vulgaris (Tafel I, Fig. 16), Retzia trigonella (Tafel I, Fig. 13) sowie der Cephalopode Ceratites nodosus (Tafel I, Fig. 4) ebenfalls dem Muschelkalk an. Die Muscheln Avicula contorta, A. (Pseudomonotis) Clarai, Daonella Lommeli, Monotis salinaria und Cardita crenata sowie die Cephalopoden Ceratites Cassianus und Trachyceras Aon (Tafel I, Fig. 12, 19, 6, 10, 8, 14 u. 7) wurden schon als Leitfossilien bestimmter Etagen der alpinen Triasformation erwähnt. Von Wirbeltieren sind Fische und Saurier im Muschelkalk und Keuper nicht selten, meist in Form von Knochenfragmenten und Zähnen (vgl. Tafel II, Fig. 9, 2 u 4), gelegentlich aber auch, wie namentlich im süddeutschen Stubensandstein, von wohlerhaltenen Schädeln und ganzen Skeletten. Dieser Etage entstammt Mastodonsaurus giganteus, von dem die Tafel II, Fig. 11, den Schädel und in Fig. 6 den Querschnitt eines Zahns, stark vergrößert, mit den eigentümlich gekröseartigen Windungen der Zahnsubstanz (die den Namen der Labyrinthodonten für die Abteilung veranlaßt hat) darstellt. Ebenfalls der Stubensandstein hat die besonders im Stuttgarter Museum in unübertroffener Schönheit vertretenen Belodonten geliefert (Belodon Kapffi, Tafel II, Fig. 8) sowie die im gleichen Museum befindliche berühmte Gruppe von 24 etwa halbmetergroßen Individuen von Aëtosaurus ferratus (Tafel II, Fig. 5). Aus dem Muschelkalk von Bayreuth stammt der Nothosaurns mirabilis (Tafel II, Fig. 1 u. 2) sowie der (Tafel II, Fig. 4) Placodus mit seinen großen Mahlzähnen auf Gaumen und Oberkiefer, den man jetzt allgemein zu den Sauriern rechnet. Endlich seien noch die eigentümlichen Fußspuren (Tafel II, Fig. 13 u.3) erwähnt: aus dem deutschen Buntsandstein (Hildburghausen, Karlshafen etc.) Chirotherinm und aus dem amerikanischen New Red (Connecticut) die dreizehigen Spuren von Brontozoum, jetzt einem auf Vogelbeinen wandernden Saurier zugeschrieben, früher für Vogelspuren (Ornithichnites) gehalten. In der rätischen Formation sowohl Deutschlands als Englands haben sich die ältesten Säugetierreste vorgefunden: Zähne und Kiefer von Microlestes, wahrscheinlich einem Beuteltier (Tafel II, Fig. 7).
Als technisch wichtige Substanzen sind die als Bau- und Ornamentsteine verwendbaren Lagen des Buntsandsteins und Muschelkalks, die Sandsteine des deutschen Keupers, die Marmorarten der Alpen zu verzeichnen. Gewisse Kalksteine des Muschelkalks dienen zur Bereitung von Luftmörtel und hydraulischem Zement. Steinsalzlager kommen im Röt (Braunschweig, Salzgitter etc.), in der Anhydritgruppe des Muschelkalks (Erfurt, Lüneburg, am obern Nekar etc.) und den Gipsmergeln des Keupers (Vic und Dieuze in Lothringen, Wimpfen am Neckar, Salzderhelden und Sülbeck bei Göttingen, England) vor; auch das alpine Salz (Ischl, Hallein, Aussee, Berchtesgaden etc.) gehört der untern Trias, den Werfener Schichten, zu. Bauwürdige Kohlen enthält die deutsche Triasformation nur im Keuper (so bei Siwierz in Polen); sonst wird die sehr tonige, unreine sogen. Lettenkohle nur, wenn sie viel Eisenkies oder Strahlkies enthält, auf Vitriol und Alaun verarbeitet. Dagegen wird im südlichen Schweden (bei Höganäs etc.), auf der Insel Bornholm, an mehreren Orten in Frankreich der rätischen Formation angehörige Kohle, in den Niederösterreichischen Alpen solche aus dem Lunzer Sandstein gewonnen; auch ein Teil der bedeutenden Kohlenschätze Chinas soll triadischen Alters sein. Von Erzen sind aus dem Buntsandstein die Knottenerze von Kommern und Mechernich in der Eifel, Sandsteine mit Körnern von Bleiglanz, zu erwähnen, ferner Gänge von Schwerspat, Eisen-, Blei- und Kupfererzen, die von vielen Orten, zumal aus dem Schwarzwald, den Vogesen und aus Lothringen, bekannt sind. Dem Muschelkalk sind in Oberschlesien (Beuthen etc.) Zink-, Bleiglanz- und Eisenlager eingeschaltet, auch die Zink- und Bleierze von Wiesloch in Baden sind an die gleichen Schichten geknüpft, während die Blei- und Zinkerze von Raibl, Villach, Klagenfurt, ebenso wie in den Bayrisch-Tiroler Alpen, einem höhern Niveau (Keuper) angehören. Die Gipse der verschiedenen Etagen werden namentlich zu landwirtschaftlichen Zwecken abgebaut, und das kaolinige Bindemittel der weißen Buntsandsteine gibt an vielen Orten, besonders in Thüringen, bei Eisenberg, Osterfeld, Weißenfels, Steinheide etc., ein wertvolles Rohmaterial für die Porzellanfabrikation. Als Bodenbildner verhalten sich die Gesteine sehr verschieden: die Keupermergel, die an tonigen Zwischenmitteln reichern Muschelkalketagen und der Röt liefern gute, tiefgründige Böden, schlechte dagegen der Wellenkalk und der Hauptbuntsandstein. Immerhin gilt der letztere als ein vorzüglicher Waldboden, auf dem sich unter günstigen klimatischen Bedingungen ein kräftiger Baumwuchs entwickelt, so lange die Wälder nicht durch Streuentnahme des Humus beraubt werden.
Triasformation I.Triasformation II.Triasformation III. Pflanzen der Keuperformation.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.