- Leibl
Leibl, Wilhelm, Maler, geb. 23. Okt. 1844 in Köln, gest. 4. Dez. 1900 in Würzburg, trat anfangs zu einem Schlosser in die Lehre, um Mechaniker zu werden, ging aber 1863, nachdem er sich entschlossen, Maler zu werden, nach München, wo er sich auf der Akademie bei Piloty und Ramberg ausbildete. Bald versuchte er sich in Bildnissen und Genrebildern, die sich an van Dyck anschlossen. Ein Aufenthalt in Paris von 1869 bis zum Ausbruch des Krieges von 1870, wo besonders Courbet auf ihn einen starken Eindruck machte, führte ihn der realistischen Richtung zu und veranlaßte ihn auch zu Versuchen in der Radierung. Nach München zurückgekehrt, malte er zunächst Genrebilder und Bildnisstudien in der Art der alten Niederländer mit scharfer, bisweilen an das Häßliche streifender Charakteristik (Dachauer Bauern und Bäuerinnen). Aus diesen Studien erwuchs seine erste, völlig ausgereifte Schöpfung, die 1876–77 ausgeführten Dorfpolitiker (Privatbesitz in Berlin), in denen sich eine an Holbein erinnernde Naturwahrheit in der Wiedergabe aller Details offenbarte, die sich noch in dem Bilde: in der Kirche (1878–81, drei Bäuerinnen bei der Andacht, in Privatbesitz zu Worms), namentlich in der Modellierung der Köpfe und in der Zeichnung der Hände, steigerte. In dieser Art hat L. noch mehrere Bildnisse und Händestudien gemalt. Zu Anfang der 1880er Jahre, wo er seinen Wohnsitz in Aibling nahm, wendete er sich wieder mehr einem oft ins Skizzenhafte übergehenden Naturalismus zu, der sich besonders in den Bildern: Bauern mit zwei Dirndln, Bauernjägers Einkehr, in der Bauernstube und Kleinstädter (in der Neuen Pinakothek zu München), der Zeitungsleser, Bauernmädchen bei der Arbeit und In der Küche (1898, im Museum zu Stuttgart) kundgibt. Von seinen übrigen Bildern besitzt die Berliner Nationalgalerie: zwei Dachauerinnen im Wirtshaus, ein Jägersmann und die beiden Wildschützen, die Dresdener Galerie: strickende Mädchen. Er hat auch zahlreiche Bildnisse gemalt und Radierungen ausgeführt. Vgl. Gronau, Leibl (Bielef. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.