- Lamb
Lamb (spr. lämm), 1) Charles, engl. Dichter, geb. 10. Febr. 1775 in London, gest. 27. Dez. 1834 in Edmonton, war 1792–1825 bei der Ostindischen Kompanie als Sekretär angestellt. Als Schriftsteller wurde er berühmt durch die zuerst im »London Magazine« (unter dem Pseudonym Elia), dann selbständig erschienenen »Essays« (gesammelt 1823 u. 1833), in denen sich die seine Art Addisons mit einem romantischen Reiz, eine reale Heimatsliebe mit einer liebenswürdigen Philosophie, ein warmes Gefühl mit einem überraschenden Humor verband, so daß sie sich dem Besten anreihen, was die englische Literatur in diesem Fache besitzt. Vorher war er mit Gedichten aufgetreten, die nicht bedeutend, doch zart und anmutig sind. Als Typus seiner Lyrik kann das von Freiligrath übersetzte Gedicht »The old familiar faces« gelten. Als Kinderlektüre hatten viel Erfolg seine »Tales from Shakespeare« (1807, 2 Bde.), an denen aber seine Schwester Mary Ann (geb. 1765, gest. 1847; ihre Biographie von Mc. Gilchrist, 1883) mehr Anteil hatte. In seinen »Specimens of English dramatic poets who lived about the time of Shakespeare« (1808, 2 Bde.; neue Ausg. 1894) wies er auf die Einfachheit und Reinheit der Diktion der alten Dramatiker hin, die er selbst in seiner Tragödie »John Woodvil« (1802) anstrebte. Gesamtausgaben seiner Werke boten T. Talfourd (Lond. 1837 u. ö.), A. Ainger (das. 1883–88, 6 Bde.), Fitzgerald (das. 1895, 6 Bde.), E. Lucas (das. 1903 ff., 7 Bde.). Vgl. sein Lebensbild von A. Ainger in der Sammlung »English men of letters« (2. Aufl., Lond. 1888); B. Dobell, Sidelights on Charles L. (das. 1902); E. Lucas, L. and the Lloyds (das. 1902).
2) Caroline, Lady, engl. Schriftstellerin, geb. 13. Nov. 1785 als Tochter des Grafen von Besborough, gest. 25. Jan. 1828 in London, erhielt eine vielseitige Ausbildung, machte bei ihrem Eintritt in die große Welt durch die Originalität und Anmut ihrer Persönlichkeit allgemeines Aufsehen und vermählte sich 1805 mit William L., dem nachmaligen Lord Melbourne (s. d.). Als sie später Lord Byron nach der Rückkehr von seiner ersten Reise kennen lernte, trat sie zu demselben in ein intimes Verhältnis, das ihr Familienglück wie ihren Ruf und die Ruhe ihres Herzens vernichtete und nach drei Jahren jäh abgebrochen wurde. Bald darauf erschien ihr Roman »Glenarvon« (1816), ein Gemälde der Gefahren der seinen Welt, in dessen Hauptcharakter man eine treue Schilderung des Dichters erkennen wollte. Spätere Romane von ihr sind: »Graham Hamilton« und »Ada Reis« (1823). Der seltsame Zufall, daß Lady L. der Leiche Byrons begegnete, als diese 1824 nach Newstead Abbey gebracht wurde, hatte für sie eine schwere Krankheit und zeitweise Geistesstörung zur Folge.
3) Martha Joanna Reade, amerikan. Geschichtsforscherin, geb. 13. Aug. 1829 in Plainfield (Massachusetts), Tochter von Arvin Nash, vermählte sich 1852 mit Charles L. und starb 1. Jan. 1893 in New York. Außer kleinern Schriften schrieb sie: »History of the city of New York« (1877–81, 2 Bde.) und »The homes of America« (1879). Seit 1883 gab sie das »Magazine of American History« heraus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.