Labourdonnais

Labourdonnais

Labourdonnais (spr. -burdōnä), 1) Bertrand François Mahé de, berühmter franz. Seeoffizier, geb. 11. Febr. 1699 in St.-Malo, gest. 9. Sept. 1753, war schon 1723 Kapitän in der Marine der Französisch-Indischen Kompanie. 1724 zeichnete er sich bei der Einnahme von Mahé an der Küste Malabar aus und erhielt deshalb diesen Namen beigelegt. Seit 1734 Gouverneur der Inseln Ile de France und Bourbon, erhob er diese zu blühenden Kolonien. 1740 mit dem Kommando über eine Flottenabteilung in den ostindischen Gewässern betraut, fügte er den Engländern 1741–44 bedeutenden Schaden zu, zwang 21. Sept. 1746 Madras zur Kapitulation, verließ es aber wieder, da er auf dem Festland keine Eroberung machen sollte, gegen eine Kontribution von 9 Mill. Livres. Deshalb vom Generalgouverneur Dupleix beschuldigt, das Interesse der Kompanie verraten zu haben, kehrte er 1748 nach Paris zurück und ward hier nach dreijähriger Hast in der Bastille 1752 für schuldlos erklärt und in Freiheit gesetzt. Er hat »Mémoires« hinterlassen (Par. 1750). In »Paul et Virginie« ist sein Andenken verewigt; in Port Louis auf Ile de France wurde ihm 1859 eine Bildsäule errichtet. Vgl. Herpin, Mahé de L. et la Compagnie des Indes (Par. 1905). – Sein als Schachspieler berühmter Enkel Bertrand François Mahé de L., geb. 1795, gest. 1840 in London, gab die Lebensgeschichte des Großvaters (1827) und einen »Traité du jeu des échecs« heraus; auch gründete er die Schachzeitung »Le Palamède«. Sehr bekannt sind seine großen, im Endergebnis siegreichen Wettkämpfe mit A. Macdonnell (1834).

2) François Regis, Graf de L.-Blossac, franz. Minister, ein Verwandter des vorigen, geb. 19. März 1767 in Angers, gest. 28. Aug. 1839, war beim Ausbruch der Revolution Munizipalbeamter seiner Vaterstadt. 1792 kämpfte er unter dem Prinzen Condé, dann mit den Chouans und in der Vendée, unterwarf sich aber zur Zeit des Konsulats der neuen Ordnung und wurde Maire in Angers. 1815 trat er für das Depart. Maine-et-Loire in die sogen. Chambre introuvable und war fast 15 Jahre lang das Haupt der sogen. Konteropposition auf der äußersten Rechten. Man gab ihm allgemein den Namen des weißen Jakobiners. Im Ministerium Polignac erhielt er im August 1829 das Portefeuille des Innern, mußte aber, da er durch seine extremen Vorschläge selbst mit seinen Kollegen in Widerspruch geriet, schon nach drei Monaten seine Entlassung nehmen. Am 27. Jan. 1830 war er Pair von Frankreich, verlor aber die Pairschaft durch die Julirevolution und lebte seitdem auf seinem Schloß Mésangeau bei Beaupréau.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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