- Kindermehle
Kindermehle, Präparate, die als Ersatz der Muttermilch dienen sollen, diesem Zweck aber sehr häufig gar nicht oder nur unvollständig entsprechen. Die meisten K. sind in der Weise dargestellt, daß Kuhmilch zu sirupartiger Konsistenz verdampft und dann, mit ausgeschlossenem Getreidemehl und mehr oder weniger Zucker vermischt, eingetrocknet und gemahlen wird. Andre haben statt der Milch nur einen Zusatz von Fett (Rahm oder Butter) erhalten, die übrigen sind nichts als aufgeschlossene und besonders präparierte Mehle von Getreide oder Hülsenfrüchten oder von einem Gemisch beider. Das Aufschließen der Mehle wird durch Behandlung mit überhitztem Wasserdampf unter erhöhtem Druck, auch wohl durch Erwärmen mit geringen Mengen einer Säure oder durch Behandeln oder Mischen mit Malz zu erreichen gesucht. Dabei soll die Stärke in Dextrin und Zucker verwandelt werden, dies Ziel wird aber nie vollständig erreicht, und da Kinder in den ersten Lebensmonaten Stärke kaum verdauen, so bilden die K. in dieser Zeit kein geeignetes Nahrungsmittel. Frauenmilch enthält auf 1 Teil Eiweißstoff reichlich 1,5 Teile Fett und 2,5 Teile Milchzucker, und diesem Nährstoffverhältnis müßte die Zusammensetzung der K. entsprechen, wenn sie für die ersten Lebensmonate geeignet sein sollten. Später kann wohl der Fettgehalt allmählich etwas zurücktreten und durch Kohlehydrate ersetzt werden, ohne daß das Kind Schaden leidet. Viele K. enthalten aber gar keine erhöhte Menge Fett und eignen sich deshalb höchstens als Zusatz zu guter ganzer Kuhmilch. Dabei ist zu berücksichtigen, daß, wie bereits gesagt, wenigstens ein Teil der Kohlehydrate in nicht aufgeschlossenem Zustand vorhanden ist, und daß ferner die vegetabilischen Eiweißstoffe viel schwerer verdaulich sind als die animalischen. Hülsenfrüchte verhalten sich in dieser Hinsicht ungünstiger als Getreide, und der größere Kalk- und Phosphorsäuregehalt hebt diesen Nachteil nicht auf. K. eignen sich aus allen diesen Gründen gewöhnlich nicht für die Ernährung der Kinder in den ersten Lebensmonaten, erst später können sie mit Vorteil, und zwar zunächst als Zusatz zu guter Kuhmilch, benutzt werden. Sie sind um so besser, je mehr ganze Milch sie enthalten. Da Mehle nur etwa 0,5 Proz. Fett enthalten, so sind für ein Kindermehl mit 4–5 Proz. Fett auf 100 Teile Mehl 12 bis 15 Teile Milchtrockensubstanz oder 100–125 Teile frische Milch angewendet worden. Gutes Kindermehl soll ferner höchstens 1 Proz. Holzfaser und auf etwa 20 Proz. unlösliche Kohlehydrate (Stärke) mindestens 50 Proz. lösliche in Form von Zucker und Dextrin enthalten. Die Zusammensetzung der bekanntesten K. ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.