- Hellwag
Hellwag, Konrad Wilhelm, Ingenieur, geb. 18. Sept. 1827 in Eutin, gest. 4. Jan. 1882 in Wien, studierte in Kiel Mathematik und Naturwissenschaften, beteiligte sich 1848–49 an dem Kampfe für die Herzogtümer Schleswig und Holstein, studierte seit 1851 in München und trat 1853 unter Etzel bei dem Bau der Schweizerischen Zentralbahn in die Praxis ein. 1857 folgte er Etzel zum Bau der Franz Josephs-Orientbahn und beteiligte sich nach deren Vollendung an dem Umbau der Linie Wien-Triest und hierauf ander Vollendung der Brennerbahn. 1868–74 baute er als Baudirektor das 124 Meilen umfassende Eisenbahnnetz der Österreichischen Nordwestbahn. Die hierbei ausgeführten Hauptbauten sind die Donaubrücke bei Wien, der Thayaviadukt bei Znaim, die Elbbrücken bei Königgrätz, Pardubitz, Aussig und Tetschen sowie die Bahnhöfe in Wien, Prag und Tetschen. 1875 wurde er an Gerwigs Stelle zum Oberingenieur der Gotthardbahn berufen und schuf hier bis zum Herbst 1876 unter Mitwirkung ausgezeichneter Hilfskräfte die grundlegenden Entwürfe für das ganze Netz der Gotthardbahn von rund 250 km Länge. Dabei führte er in genialer Weise den Grundsatz durch, die Bahnlinie io wett irgend möglich nahe der Talsohle zu halten, indem er die unterirdische Längenentwickelung mittels spiralförmiger Hebungstunnel zur Hilfe nahm, um die plötzlichen Talstufen zu überwinden. Von frühern Entwürfen wurde die große Entwickelungsschleife bei Waffen im Reußtal beibehalten. Gleichzeitig veröffentlichte er seinen Gesamtentwurf nebst vergleichenden Kostenanschlägen seines und der frühern Entwürfe und erbrachte den Nachweis, daß diese mit dem bisher gesicherten Baukapital unmöglich seien. Hierdurch geriet er mit der Direktion der Gotthardbahn in Konflikt und wurde von da an allmählich beiseite gedrängt. Die Gotthardbahn wurde indes, zwar unter andrer Leitung, ganz nach seinen Entwürfen ausgeführt, nachdem das Baukapital entsprechend erhöht war. Nach Österreich zurückgekehrt, übernahm er 1879 die Ausführung der Szegediner Kaianlagen, die er aber nicht mehr vollenden konnte. Er schrieb: »Die Bahnachse und das Längenprofil der Gotthardbahn« (Zürich 1876); »Die Gotthardbahn. Mein Konflikt mit der Verwaltung« (Basel 1882) und gab heraus »Eisenbahnbaunormalien für die k. k. Österreichische Nordwestbahn« (Wien 1875 u. 1876, 8 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.