- Geradführung
Geradführung, Vorrichtung, die den Zweck hat, eine geradlinige Bewegung zu sichern. Die einfachste G. besteht in einer geraden Bahn, gebildet durch geeignete Flächen am Maschinengestell, durch eine oder mehrere gerade Stangen oder Schienen (Gleitbahn, Gleitflächen, Gleitschienen), auf denen das zu führende Stück (Gleitstück, Gleitklotz, in bestimmten Fällen auch Querhaupt oder Kreuzkopf genannt) hin und her gleitet oder rollt (Rollenführung), oder in einer Stange, die in Hülsen verschiebbar ist. Solche Geradführungen finden sich bei Dampfmaschinen, Gasmotoren, Pumpen, Hobelmaschinen, Drehbänken, Fräsemaschinen etc. Komplizierter sind die Gelenkgeradführungen. Eine theoretisch genaue Gelenkgeradführung ist zugleich von Peaucellier, Silvester und Kempe gefunden.
Diese besteht (Fig. 1) aus sieben Gelenkstangen b, c, d, e, f, g u. h mit parallelen Endzapfen bei A, B, C, D, E u. F und einem festen Stück a mit den Zapfen A u. B. Die Stangen b und c sind einander gleich, ebenso e, k, g, h, und die Stange d ist gleich der Entfernung a der beiden festen Punkte A und B. E ist der gerade geführte Punkt, und zwar ist seine Bahn senkrecht zu der Linie A B. In der Praxis wendet man meist die einfachern, angenäherten Geradführungen an, bei denen die genaue gerade Linie durch eine Kurve ersetzt ist, welche dieselbe mehrere Male, etwa 3–5 mal, schneidet und sich zwischen den Schnittpunkten der Geraden möglichst innig anschmiegt.
Von der Wattschen Balancierdampfmaschine her ist bekannt das Wattsche Parallelogramm (Fig. 2). A und B sind feste Drehpunkte, wobei A dem Drehpunkt des Balanciers entspricht. Von den Gelenkpunkten C, D, E, F ist F gerade geführt in der Richtung xy. Fig. 3 zeigt einen Ellipsenlenker (den Evansschen Lenker).
A und B sind feste Drehpunkte, C und D Gelenkpunkte, E ist gerade geführt in der Richtung EB. Ferner sind zu nennen: der Robertsche Dreiecklenker, der Konchoidenlenker (Reichenbachsche Lenker), der (Wattsche) Lemniskoidenlenker, der Tschibyschesssche Lenker. Gelenkgeradführungen finden hauptsächlich Verwendung bei den Indikatoren (s. Indikator) zur Führung des Schreibstiftes. Vgl. »Kinematisches Skizzenbuch, nach Vorträgen von F. Reuleaux« (Berl. 1880–92); Rittershaus, Gelenkgeradführungen (in der »Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure«, 1877).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.