Ettingshausen

Ettingshausen

Ettingshausen, 1) Andreas, Freiherr von, Physiker und Mathematiker, geb. 25. Nov. 1796 in Heidelberg, gest. 25. Mai 1878, studierte in Wien Philosophie und die Rechte, besuchte auch, da er für die militärische Laufbahn bestimmt war, die Bombardierschule, ward 1819 Professor der Physik in Innsbruck und 1822 Professor der höhern Mathematik in Wien. Seine damaligen Vorlesungen (Wien 1827, 2 Bde.) bezeichnen eine neue Epoche für die Wiener Universität. 1834 übernahm E. die Lehrkanzel der Physik, 1848 trat er zur Ingenieurakademie über und lehrte an derselben vier Jahre bis zu ihrer Umwandlung in eine rein militärische Genieschule. 1852 hielt er einen Kursus über höhere Ingenieurwissenschaft am Polytechnischen Institut, und in demselben Jahr übernahm er die Direktion des Physikalischen Instituts an der Universität, aus dem unter seiner Leitung eine große Zahl Untersuchungen hervorging. 1866 trat er in den Ruhestand, und gleichzeitig wurde ihm der Freiherrntitel verliehen. Mehrere Jahre fungierte er als erster Generalsekretär der Wiener Akademie, an deren Errichtung er bedeutenden Anteil hatte. Er konstruierte eine magnetelektrische Maschine als einer der ersten, welche die elektrische Induktion zur Stromgewinnung verwerteten, förderte auch die Optik und schrieb ein Lehrbuch der Physik (Wien 1844, 4. Aufl. 1860), das auf die Methode des physikalischen Unterrichts großen Einfluß geübt hat. Ferner schrieb er: »Die kombinatorische Analysis« (Wien 1826) u. »Die Prinzipien der heutigen Physik« (das. 1857); auch bearbeitete er mit Andr. Baumgartner (s.d. 1) dessen »Naturlehre« und gab mit ihm 1826–32 die »Zeitschrift für Physik und Mathematik« heraus.

2) Konstantin, Freiherr von, Paläontolog, Sohn des vorigen, geb. 16. Juni 1826 in Wien, gest. daselbst 1. Febr. 1897, studierte in Wien Medizin, dann Botanik, begann 1850 die Untersuchung der Lagerstätten fossiler Pflanzen in Österreich und bereicherte namentlich die Kenntnis der fossilen Flora Steiermarks. 1854 wurde er Professor der Botanik und medizinischen Naturgeschichte an der Josephsakademie zu Wien und 1870 Professor in Graz. In den Jahren 1878–80 untersuchte er die reichen Sammlungen fossiler Pflanzen im Britischen Museum. Da die fossilen blattbildenden Pflanzen vorzugsweise in ihren Blätterabdrücken erhalten sind und sich nach denselben bestimmen lassen, wurde E. auch auf das Studium der Blattnervaturen geführt. Hierher gehören seine Schriften: »Über die Nervation der Blätter bei den Celastrineen« (Wien 1857); »Die Blattskelette der Apetalen« (das. 1858); »Über die Nervation der Bombazeen« (das. 1858); »Die Blattskelette der Dikotyledonen« (das. 1861, mit 95 Tafeln in Naturselbstdruck); »Die Farnkräuter der Jetztwelt zur Untersuchung und Bestimmung der in den Formationen der Erdrinde eingeschlossenen Überreste von vorweltlichen Arten dieser Ordnung« (das. 1864, mit 180 Tafeln in Naturselbstdruck). In seiner mit Pokorny veröffentlichten »Physiotypia plantarum austriacarum« (Wien 1856–73, 2 Bde., mit 10 Bdn. Kupfertafeln) machte er umfassende Anwendung vom Naturselbstdruck zur bildlichen Darstellung der Blattnervatur. Nach demselben Prinzip verfaßte er eine »Physiographie der Medizinalpflanzen« (Wien 1862, mit 294 Abbildungen in Naturselbstdruck). Außerdem veröffentlichte er: »Photographisches Album der Flora Österreichs« (Wien 1864, mit 173 photographischen Tafeln); »Beiträge zur Erforschung der Phylogenie der Pflanzenarten« (das. 1877–80,7 Hefte). Seine Erfahrungen über die fossilen Floren verwertete er vielfach zum bessern Verständnis der jetzt lebenden Flora, besonders in den Arbeiten über die Entwickelungsgeschichte der Floren (1873–75).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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