- Aldehyde
Aldehyde, eine Klasse chemischer Verbindungen, die aus Alkoholen durch Austritt von Wasserstoff entstehen und durch Aufnahme von Sauerstoff in die zu dem Alkohol gehörige Säure übergehen: Alkohol C2H6O, Aldehyd C2H4O, Essigsäure C2H4O2. Einige A. kommen in der Natur vor (Cuminaldehyd im Römischkümmelöl, Zimtaldehyd im Zimtöl), am häufigsten entstehen A. durch Oxydation der Alkohole: CH3.CH2.OH+O = CH3.CHO+H2O, bei Destillation des Kalksalzes einer organischen Säure mit ameiseusaurem Kalk: Propionsaurer Kalk gibt mit ameisensaurem Kalk Propionaldehyd und kohlensauren Kalk Ca(C2H5.COO)2+Ca(H.COO)2 = 2C2H5.CHO+2CaCO3. Auch entstehen sie aus einem Säureanhydrid oder dem Chlorid eines Säureradikals bei Einwirkung von Wasserstoff im Entstehungsmoment: Acetylchlorid gibt Äthylaldehyd CH3.COCl+2H = CH3.COH+HCl. Die A. bestehen aus einem Alkoholradikal und der Atomgruppe CHO, z. B. Acetaldehyd CH3.CHO. Sie sind flüchtige, farblose, angenehm riechende Flüssigkeiten, sehr leicht oxydierbar und durch große Beweglichkeit des Moleküls ausgezeichnet; sie bilden mit sauren schwefligsauren Alkalien und mit Ammoniak kristallinische Verbindungen, aus denen durch Destillation mit Säuren oder Alkalien der Aldehyd rein gewonnen werden kann. Durch Natriumamalgam werden sie bei Gegenwart von Wasser zu Alkoholen reduziert, mit starker Alkalilösung geben sie zur Hälfte eine Säure, zur andern Hälfte den entsprechenden Alkohol. Aus amnumiakalischer Silberlösung scheiden die A. metallisches Silber ab, das die Gefäßwandung spiegelnd bekleidet. A. spielen vielleicht im Leben der Pflanzen und Tiere eine Rolle. Traubenzucker kann als sechsfach polymerisierter Formaldehyd aufgefaßt werden, vielleicht wird die von den Pflanzen aufgenommene Kohlensäure zuerst zu Formaldehyd reduziert, aus dem dann durch Polymerisation Zucker entsteht. Anderseits hat man die Lebenstätigkeit des Protoplasmas auf das Vorhandensein von Aldehydgruppen (CHO) zurückzuführen gesucht.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.