- Agri decumates
Agri decumates (Zehntland), Landschaft im röm. Germanien, die sich von der obern Donau bis nach dem Mittelrhein hin erstreckte und ein Dreieck bildete, dessen eine Seite die obere Donau, die andre der Ober- und Mittelrhein bis zum Vinxtbach bildete, während die dritte durch eine befestigte Linie bezeichnet war, die sich von der Donau oberhalb Regensburg bis an den Rhein bei Rheinbrohl zog. In ältester Zeit waren diese Gegenden von Kelten, besonders Helvetiern, bewohnt und wurden nach deren Auswanderung im 1. Jahrh. v. Chr. von Sueven eingenommen; doch waren sie nur spärlich bevölkert. Der Kaiser Vespasian verleibte sie dem römischen Reich ein, Domitian begann mit der Anlegung des Limes (d.h. »gesperrter Weg«), den Trajan und namentlich Hadrian weiter ausbauten (s. Limes). Er war ca. 550 km lang, teilweise doppelt und dreifach und bestand in der nördlichen Hälfte aus einem Erdwall mit einem Graben davor, in der südlichen aus einer Steinschüttung, mit Kastellen, Wachttürmen und kleinern Lagerplätzen in gewissen Abständen dahinter. Außer römischen Veteranenkolonien wurden gallische Ansiedler nach den A. d. verpflanzt, die einen Pachtzehnten zu zahlen hatten, nach dem das Land seinen Namen erhielt. Zahlreiche Straßen, Wohngebäude, Villen, Badeanlagen mit Statuen und Mosaikfußböden zeugen von der frühern Kultur. 234 n. Chr. begannen die Alemannen ihre Angriffe auf dies römische Grenzland und setzten sie so lange fort, bis sie sich seiner nach Aurelians Tode (275) vollständig bemächtigt hatten. Vgl. Hübner, Römische Herrschaft in Westeuropa (Berl. 1890) und das im Auftrag der Reichslimeskommission von O. v. Sarwey und Hettner bearbeitete Werk »Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreichs« (Heidelb. 1895 ff.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.