Carcăno

Carcăno

Carcăno, 1) Giulio, ital. Dichter, geb. 7. Aug. 1812 in Mailand, gest. 30. Aug. 1884 in Stresa, studierte die Rechte in Pavia und trat schon 1834 mit der poetischen Erzählung »Ida della Torre« hervor. Außerordentlichen Erfolg erntete die schwungvolle und zart empfundene Erzählung »Angiola Maria« (1839; deutsch von Langen, Leipz. 1843), die den Familienroman in Italien begründete. Auch die Lyrik Carcanos erwarb sich mit den »Prime poesie« bald darauf Anerkennung. Die »Racconti semplici« (1843) setzten seine Schilderungen häuslichen Lebens fort. 1844 erhielt er das Amt eines zweiten Bibliothekars an der Brera zu Mailand. Durch seine Beteiligung am Mailänder Aufstand von 1848 kompromittiert, nahm er eine Zeitlang in der Schweiz Aufenthalt. Der Roman »Damiano, storia d'una povera famiglia« (1851) sprach wenig an; dagegen fanden die »Dodici novelle« (1856), wieder den entschiedensten Beifall. Nun betrat C. mit »Spartaco« (1857), »Ardoino« (1860) und »Valentina« das dramatische Gebiet. Größern Dank aber zollte man ihm für seine Übersetzungen Shakespearescher Dramen (Gesamtausgabe Mail. 1874–82, 12 Bde.). 1859 wurde C. Sekretär und Professor an der Akademie der schönen Künste zu Mailand; auch andre Ehrenämter wurden ihm übertragen nebst der Würde eines Senators des Königreichs. Er veröffentlichte noch: »Racconti campagnuoli« (1869); »Poesie edite ed inedite« (1861–70, 2 Bde.); »Memorie di grandi« (1870, 2 Bde.); »Racconti popolari« (1871); »Gabrio e Camilla storia milanese« (1874); »Poesie varie« (1875); »Carlo Barbiano di Belgiojoso« (1882). Auch als Journalist war C. auf ästhetischem, kritischem und historischem Gebiet eifrig tätig. Nach seinem Tod erschienen »Lettere alla famiglia e agli amici, 1827–1854« (Mail. 1887) und die »Opere complete« (das. 1892–96, 10 Bde.).

2) Paolo, ital. Politiker, geb. 24. Jan. 1843 in Como, wurde Advokat, beteiligte sich unter Garibaldi an den italienischen Freiheitskämpfen und wurde 1867 bei Mentana verwundet. 1881 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt, wo er sich der radikalen Partei anschloß. Im März 1889 war er unter Seismit-Doda eine Zeitlang Unterstaatssekretär im Finanzministerium, vom Juni 1898 bis zum Mai 1899 war er Finanzminister im Kabinett des Generals Pelloux, vom Juni 1900 bis zum Februar 1901 Landwirtschaftsminister im Kabinett Saracco und ist seitdem Finanzminister im Kabinett Zanardelli.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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