Wurstgift

Wurstgift

Wurstgift, durch den anaerobischen Bazillus Bacillus botulinus und andre Bakterien erzeugte Giftigkeit von Würsten. 12–48 Stunden nach dem Genuß von Leber-, Blut-, Gehirnwürsten und andern Fleischkonserven treten oft ernste Krankheitsanzeichen, wie Magenschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, oft auch der Tod (am 1. bis 10. Tage) ein. Charakteristisch sind Störungen im Sehen, Schlingen, Sprechen, an den Absonderungen und hochgradige Mattigkeit. Diese Vergiftungen, gegen welche die angewendeten Mittel sich bisher sehr wenig erfolgreich gezeigt haben, beobachtet man am häufigsten in Südwestdeutschland, namentlich in Schwaben, und zwar meist im April, also nach längerer Aufbewahrung sehr großer, beim Kochen nicht bis ins Innere gar werdender, auch nicht vollständig durchgeräucherter Würste. Von mehreren Würsten derselben Abstammung ist meist nur eine oder einige infiziert, die übrigen sind nicht giftig. Vorbeugende Mittel sind peinliche Reinlichkeit (Därme!) und langes Kochen der Würste. In ältern, als Wurstvergiftung (Botulismus, Atlantiasis) gedeuteten Fällen hat es sich wohl oft um Trichinose gehandelt. Die Behandlung besteht in möglichst frühzeitiger Anwendung von Brech- und Abführmitteln, in spätern Perioden sind erregende Mittel zu empfehlen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wurstgift — (Allantotoxicon). Seit dem Ende des 18. Jahrh. hat man vorzüglich in Württemberg die Bemerkung gemacht, daß nach dem Genuß von Leber u. Blutwürsten sehr gefährliche Vergiftungsfälle vorgekommen sind, ohne daß man über das Gift selbst eine… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wurstgift — Wurstgift, die in verdorbenen, schlecht geräucherten Würsten (bes. Blut , Leber , Preßwurst) infolge von Bakterienwucherung entstehenden, zu den Ptomaïnen und Toxalbuminen gehörigen Gifte, rufen die Wurstvergiftung (Botulismus) hervor.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wurstgift — Wurstgift. In den Würsten u. zwar hauptsächlich in den halbgeräucherten Blut und Leberwürsten entwickelt sich unter bis jetzt noch nicht bekannten Umständen, hauptsächlich in den Frühlingsmonaten April, März, auch Februar, ein thierisches Gift,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Allantotoxĭkon — (gr.), Wurstgift, s.d …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fettgift — Fettgift, so v.w. Wurstgift …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gift — (Venenum), Alles, was in geringer Menge in den lebenden Körper eines Menschen od. Thieres gebracht, durch mechanische od. chemische Zerstörung der Gewebe u. Flüssigkeiten u. durch theilweise od. gänzliche Aufhebung ihrer physiologischen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kerner [2] — Kerner, 1) Joh. Simon von K., geb. 1755 in Kirchheim, war Professor der Botanik in Stuttgart, 1795 auch Aufseher über das dortige Pflanzencabinet u. den Botanischen Garten u. st. 1830. Er schr.: Handelsproducte aus dem Pflanzenreiche, Stuttg.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Käsegift — Käsegift, eine giftige Substanz, welche sich zuweilen in schlecht zubereitetem Schmier od. Streichkäse bildet; die Ursache seiner Entstehung u. seine Eigenschaften sind noch unbekannt, wahrscheinlich liegt die Bildung einer dem Wurstgift… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Botulismus — (v. lat. botulus, Wurst), s. Wurstgift …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fäulnisbakterien — (saprogene Bakterien), die bei unvollkommenem Luftzutritt und hinlänglicher Feuchtigkeit und Wärme die Zersetzung eiweißhaltiger Stoffe in Ammoniak, Schwefelwasserstoff und zahlreiche andre, oft übelriechende Verbindungen bewirkenden Bakterien.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”