Wirth

Wirth

Wirth, 1) Johann Georg August, politischer Schriftsteller, geb. 20. Nov. 1798 zu Hof in Bayern, gest. 26. Juli 1848 in Frankfurt, wurde Rechtsanwalt, redigierte seit 1831 in München die Cottasche Zeitschrift »Das Inland«, ein ministerielles Organ, ging aber bald in das liberale Lager über und gründete die »Deutsche Tribüne«. Durch systematische Verfolgungen nach der äußersten Linken gedrängt, ging er nach Rheinbayern, und im März 1832 wurde seine Zeitung vom Bundestag verboten. W. selbst ward wegen einer beim Hambacher Fest (s. d.) gehaltenen Rede (neu hrsg., Kaisersl. 1872), worin er zur Bildung eines Bundes der Patrioten aufgefordert hatte, verhaftet und nach Zweibrücken abgeführt. Im Gefängnis verfaßte W. die Flugschrift: »Die politische Reform Deutschlands« (Straßb. 1832), wurde im Juni 1833 in Landau von den Geschwornen freigesprochen, aber vom Zuchtpolizeigericht wegen Beleidigung inländischer und ausländischer Behörden im November 1833 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Im Kerker schrieb er die »Fragmente zur Kulturgeschichte der Menschheit« (Kaisersl. 1835, 2 Bde.). Nach Verbüßung der Strafe unter Polizeiaufsicht gestellt, flüchtete W. Ende 1836 nach Frankreich und 1839 nach Thurgau, von wo aus er die in Konstanz erscheinende »Deutsche Volkshalle« redigierte und die »Geschichte der Deutschen« (Emmishofen 1843–45, 4 Bde.; 4. Aufl., fortgesetzt von Zimmermann, Stuttg. 1860–64) schrieb. 1847 ging er nach Karlsruhe, wurde in die deutsche Nationalversammlung gewählt, starb aber bald darauf. Von seinen »Denkwürdigkeiten« erschien nur der 1. Band (Emmishofen 1844).

2) Max, Nationalökonom, Sohn des vorigen, geb. 27. Jan. 1822 in Breslau, gest. 18. Juli 1900 in Wien, studierte die Rechte, widmete sich der journalistischen Laufbahn, gründete in Frankfurt a. M. das Wochenblatt »Arbeitgeber« als Organ für Nachfrage und Angebot von Arbeit, gehörte dem Vorstande des volkswirtschaftlichen Kongresses und des Nationalvereins an, war von 1865–1873 Direktor des Statistischen Bureaus der Schweiz, als welcher er die »Allgemeine Beschreibung und Statistik der Schweiz« (Zür. 1870–75, 3 Bde.) herausgab, und lebte seit 1874 als Mitarbeiter der »Neuen Freien Presse« und Korrespondent des Londoner »Economist« in Wien. Er schrieb unter anderm: »Grundzüge der Nationalökonomie« (Köln 1855–73, 4 Bde.; Bd. 1 in 5. Aufl. 1881; Bd. 2 in 4. Aufl. 1882; Bd. 3: »Handbuch des Bankwesens«, 3. Aufl. 1883; Bd. 4: »Beiträge zur sozialen Frage«, 1873); »Geschichte der Handelskrisen« Frankf. a. M. 1858, 4. Aufl. 1890); »Die deutsche Nationaleinheit in ihrer volkswirtschaftlichen, geistigen und politischen Entwickelung« (das. 1859); »Deutsche Geschichte in der Periode der germanischen Staatenbildung« (das. 1862); »Österreichs Wiedergeburt aus den Nachwehen der Krisis« (Wien 1876); »Kultur- und Wanderskizzen« (das. 1876); »Die Krisis in der Landwirtschaft« (Berl. 1881); »Das Geld« (Leipz. 1884); »Ungarn und seine Bodenschätze« (Frankf. a. M. 1885); »Die Quellen des Reichtums« (Köln 1886); ferner »Ernste und frohe Tage aus meinen Erlebnissen und Streifzügen« (das. 1884); »Die Notenbankfrage in Beziehung zur Währungsreform in Österreich-Ungarn« (Frankf. a. M. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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