- Vacquerie
Vacquerie (spr. wak'rī'), Auguste, franz. Schriftsteller, geb. 19. Nov. 1819 zu Villequier in der Normandie, gest. 19. Febr. 1895 in Paris, wurde durch seinen Bruder, einen Schwiegersohn Victor Hugos, der mit seiner Frau 1843 auf einer Wasserfahrt ertrank, noch ziemlich jung dem großen Dichter nahegeführt und blieb bis zu dessen Tod sein treuer Lebensgefährte und Verehrer. V. besaß ein sehr eigentümliches und vielseitiges Talent. Nachdem er »L'enfer d'esprit« (1840) und »Demi-teintes« (1845), zwei Bände Gedichte von ungewöhnlicher Formvollendung und tiefer Empfindung, hatte erscheinen lassen, brachte er 1848 im Theater der Porte St.-Martin sein ausgelassenes Verslustspiel »Tragaldabas« zur Ausführung, das aber einen unerhörten Lärm erregte und gänzlich durchfiel, während das Buchdrama 26 Jahre später als eine Perle des poetischen Humors begrüßt wurde. Kaum weniger gewagt war das siebenaktige Schauspiel »Les funérailles de l'honneur« (1862), wogegen sich das Lustspiel: »Souvent homme varie« (1859) und die Rührstücke »Jean Baudry« (1863) und »Le fils« (1866) mehr in den konventionellen Schranken hielten und, was »Jean Baudry« betrifft, guten Erfolg erzielten. Sehr gefiel das ernste Versdrama »Formosa«, sein reifstes Werk (1888), aber eine herbe Niederlage erfuhr im gleichen Jahre das Gesellschaftsstück »Jalousie«, Das. philosophisch-humanitäre Versdrama »Futura« (1890) war nicht für die Bühne bestimmt. Außerdem veröffentlichte V.: »Les drames de la Grève« (1855); die oft sehr scharfen Essays: »Profils et grimaces« (4. Aufl. 1864) sowie andre gesammelte Zeitungsartikel. Mit seinem Freund P. Meurice, mit dem er vorzeiten auch die »Antigone« des Sophokles für die französische Bühne bearbeitet hatte, gründete er 1869 den »Rappel« und gab seit 1888 als literarischer Testamentsvollstrecker den Nachlaß Victor Hugos mit ihm heraus. Aus seinem Nachlaß erschien »Théâtre inédit« (1897). Vgl. Bertal, Auguste V., sa vie et son œuvre (Par. 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.