Tonart

Tonart

Tonart, in der Musik die Bestimmung des Tongeschlechts (ob Dur oder Moll) und der Tonstufe, auf der ein Stück seinen Sitz hat. Statt unsrer heutigen beiden Tongeschlechter nahmen die Alten (Griechen, Römer, Araber, Inder, das Abendland im Mittelalter) deren eine größere Zahl an (vgl. Griechische Musik II und Kirchentöne). Die heutigen Transpositionen der beiden Grundskalen (C dur und A moll) sind:

Tabelle

Der verschiedene Charakter der Tonarten hängt aber nicht von der ungleichartigen Temperatur der Töne ab (nämlich C dur als am reinsten gestimmt gedacht), sondern ist eine ästhetische Wirkung, die in der Art des Aufbaues unsers Notensystems ihre Erklärung findet. Dasselbe basiert auf der Grundskala der sieben Stammtöne A-G, und die beiden diese vorzugsweise benutzenden Tonarten C dur und A moll erscheinen als schlichte, einfache, weil sie am einfachsten vorzustellen sind. Die Abweichungen nach der Obertonseite (♯-Tonarten) erscheinen als eine Steigerung, als hellere, glänzendere, die nach der Unterseite (♭-Tonarten) als Abspannung, als dunklere, verschleierte; die erstere Wirkung ist eine dur-artige, die letztere eine moll-artige. Dazu kommt die Verschiedenheit der ästhetischen Wirkung der Dur-Tonarten und Moll-Tonarten selbst, die in der Verschiedenheit der Prinzipien ihrer Konsonanz wurzelt; Dur klingt hell, Moll dunkel. Die Dur-Tonarten mit Kreuzen haben daher einen potenzierten Glanz, wie die Moll-Tonarten mit Been potenziert dunkel sind; eigenartige Mischungen beider Wirkungen sind das Helldunkel der Dur-Tonarten mit Been und die fahle Beleuchtung der Moll-Tonarten mit Kreuzen. Die Wirkung wächst mit der Zahl der Vorzeichen. Die Tonarten mit vielen Vorzeichen klingen am besten beim Klavier; dagegen machen manche Tonarten den Instrumenten mit teilweise gebundener Intonation besondere Schwierigkeiten. Die Posaunen stehen in Es dur, haben daher eine natürliche Abneigung gegen ♯-Tonarten; umgekehrt stehen Flöte und Oboe in D dur, d. h. sie haben Abneigung gegen B-Tonarten. Auch die Streichinstrumente sind zufolge der Stimmung der leeren Saiten als in G-, resp. D- oder A dur stehend anzusehen, d. h. sie begegnen in den B-Tonarten größern Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten der Applikatur belasten in einer ganz ähnlichen Weise die Vorstellung wie die des Systems der Notenschrift, und Es dur erscheint daher den Posaunisten, D dur den Flötisten, Oboisten und Violinisten als eine besonders einfache Tonart. Vgl. Hennig, Die Charakteristik der Tonarten (Berl. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tonart — Tonart, s.u. Tonsystem …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tonart — Tonart, die Anwendung der immer gleichen Dur oder Molltonleiter auf die 12 verschiedenen Intervalle; es gibt daher 12 Dur und 12 Molltonarten …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Tonart — Eine Tonart wird im Rahmen der seit dem 18./19. Jahrhundert etablierten Dur Moll Tonalität bestimmt durch die Feststellung des Tongeschlechts (Dur oder Moll) und des Grundtons der verwendeten Tonleiter.[1] Beispiel: Tongeschlecht Dur plus… …   Deutsch Wikipedia

  • Tonart — Tonfall; Intonation; Stimme; Artikulation; Sprechweise * * * Ton|art 〈f. 20〉 1. 〈Mus.〉 1.1 Beziehung der Tongeschlechter (Dur u. Moll) auf einen Grundton (DurTonart, MollTonart) 1.2 auf einem Grundton beruhendes System von Tönen als Grundlage von …   Universal-Lexikon

  • Tonart — To̲n·art die; 1 Mus; eine bestimmte Tonleiter als System von Tönen1 (2), auf die ein Musikstück aufbaut: die Tonart D Dur || K: Durtonart, Molltonart 2 ≈ ↑Ton2 (1) …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Tonart — 2Ton »Klang, Laut, Hall; Akzent; Farbton; Umgangston«: Das Substantiv mhd. tōn, dōn »Melodie, Lied; Laut, Ton, Stimme«, ahd. tonus ist aus lat. tonus »das ‹An›spannen; die Spannung der Saiten; Ton, Laut, Klang« entlehnt, das seinerseits aus… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Tonart, die — Die Tonart, plur. die en, in der Musik, die Art und Weise des in einem Stücke herrschenden Tones, welches auch nur der Ton schlechthin genannt wird. Eine harte Tonart, dur, zum Unterschiede von der weichen, moll …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Tonart — Tonartf 1.Rede ,Ausdrucksweise.DerMusiklehreentlehnt.1870ff. 1a.sichinallenTonartenausschweigen=keinWortäußern.1870ff. 2.dieTonartkennen=sichnichtbeschwatzenlassen;Schlagwortenmißtrauen.1910ff. 3.inderselbenTonartsingen=mitjmübereinstimmen;jmbeipf… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • tonart — mus. • kyrkoton(art) …   Svensk synonymlexikon

  • Tonart — нем. [то/нарт] 1) лад 2) тональность …   Словарь иностранных музыкальных терминов

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”