- Tellez
Tellez (spr. telljēds), Gabriel, genannt Tirso de Molina, berühmter span. Dramatiker, geb. 1571 in Madrid, trat bereits 1601 in den Orden der Barmherzigen Brüder und bekleidete in ihm nach und nach die wichtigsten Stellen; 1645 wurde er Prior des Klosters Soria und starb als solcher 21. März 1648. T. gehört zu den größten dramatischen Dichtern Spaniens und nimmt seinen Platz unmittelbar neben Lope und Calderon ein. Seine Stücke sind teils Schauspiele (Comedias), teils Zwischenspiele und Autos sacramentales (im ganzen ursprünglich gegen 400, von denen jedoch nur ein Fünftel erhalten ist); sie zeichnen sich durch ungemeine Originalität und Mannigfaltigkeit der Erfindung, Kühnheit des Planes, meisterhafte Charakterzeichnung und hochpoetische Diktion aus. Besonders hervorragend ist T. in seinen Lustspielen, von denen mehrere sich bis auf den heutigen Tag auf der spanischen Bühne erhalten haben. Zu den vorzüglichsten gehören: »Don Gil de las calzas verdes« (deutsch in Dohrns »Spanischen Dramen«, Bd. 1, Berl. 1841), »La celosa de si misma«, »El Vergonzosoen palacio«, »La villana de Vallecas«, »No hay peor sordo que el que no quiere oir«, »Marta la piadosa« (deutsch in Rapps »Spanischem Theater«, Bd. 5, Hildburgh. 1870), die geniale Farce »El amor médico« u. a. Von den ernstern Stücken sind besonders hervorzuheben das hochtragische »Escarmientos para el cuerdo«, das großartige »La prudenciaen la mujer«, das mystisch-asketische Drama »El condenado por desconfiado« (deutsch von Dingelstedt als »Verzweiflung führt zur Verdammung«, 1878). Dieses sowie der »Burlador de Sevilla, ó el convidado de piedra« (franz. bearbeitet von Molière; deutsch bei Dohrn, Bd. 1, und bei Rapp, Bd. 5), die erste dramatische Bearbeitung der Don Juan-Sage (s. Don Juan), wird ihm vielleicht zu Unrecht zugeschrieben. Eine erste (jetzt sehr seltene) Sammlung von T.' Stücken erschien in 5 Bänden (Madrid u. Tortosa 1627–37); andre sind einzeln gedruckt und mehrere noch handschriftlich vorhanden. Eine gute Ausgabe der »Comedias« besorgte Hartzenbusch (Madr. 1839–42, 12 Bde.; Auswahl in Bd. 5 der »Biblioteca de autores españoles«, das. 1850). Neu aufgefundene Stücke bieten Band 12 der »Coleccion de libros españoles raros y curiosos« (Madr. 1878) und Bd. 57 und 58 der Leipziger »Coleccion de autores españoles« (hrsg. von Ad. Schaeffer, 1887). Die »Autos« von T. finden sich in der unter seinem wahren Namen herausgegebenen Mischsammlung »Deleytar aprovechando« (Madr. 1635; das. 1775, 2 Bde.); »Los Cigarrales de Toledo« (1621), sein Erstlingswerk, enthält ausgezeichnete Novellen. Vgl. Muñoz Peña, El teatro del maestro Tirso de Molina (Madr. 1889), und besonders E. Cotarelo y Morí, Tirso de Molina, investigaciones bio-bibliograficas (das. 1886) und M. Serrano y Sanz, Nuevos datos biográficos de Tirso de Molina (in der »Bevisto de España«, 1894).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.