- Strohpresse
Strohpresse, Vorrichtung zum Zusammenpressen des aus der Dreschmaschine kommenden Strohes, um die Aufbewahrung und den Transport zu erleichtern. Das Stroh wird durch Stopfer in den Preßkanal von rechteckigem Querschnitt hineingedrückt und hier durch den hin und her gehenden Preßkolben (Preßwagen) schichtenweise auf ein bestimmtes Maß zusammengedrückt. Den Gegendruck erzeugt die Reibung der bereits gepreßten, vorliegenden Ballen an den nachstellbaren Wänden des Preßkanals. Um Ballen von bestimmter Größe und Form abzuteilen, verwandte man früher Teilbretter, später Teilstäbe, die im geeigneten Augenblick in den Preßkanal eingeschoben wurden und den zum Durchführen des Bindedrahtes nötigen Raum schafften. Diese letztere Art des Abteilens ist nur bei den Pressen für Krummstroh, den sogen. Ballenpressen, üblich. Beim Pressen von Lang- oder Glattstroh verwendet man zum Abteilen der Ballen und zum Durchführen des Bindematerials Nadeln, die im geeigneten Augenblick selbsttätig durch den Preßkanal hindurchgeführt werden. Die Abbildung (S. 126) zeigt die Anordnung der S. von C. A. Klinger in Altstadt-Stolpen. Das Stroh wird durch elliptisch bewegte Zinken z, die durch Schlitze des Zuführungstisches greifen und den vom Preßwagen p auf und ab gewegten Stopfer s in den Preßkanal k eingeführt. Ist die einer Ballengröße entsprechende Strohmenge zusammengepreßt, so wird durch einen auf der Maschine sitzenden Jungen oder Arbeiter die die Nadeln n in ihrer gehobenen Stellung haltende federnde Stütze f durch einen Handgriff zurückbewegt, so daß nun der die Nadeln n tragende Bügel b herabsinkt und beim nächsten durch den Preßwagen bewirkten Hochgang die unter der Presse gespannte Bindeschnur in Form einer Schlinge durch den Preßkanal herausholt. Diese Fadenschlinge gelangt auf Abnehmerbügel a, welche die Schlingen beim allmählichen Vorwärtsschreiten des Preßstranges weiterführen, bis sie von verstellbaren Messern aufgeschnitten werden. Vorher war das zum zweiten Ballen gehörige Fadenende von einer federnden Klemme erfaßt worden. Die Fadenenden werden dann, eventuell unter Zuhilfenahme eines besondern Werkzeuges, von Hand zusammengeknüpft. Um eine möglichst große Gleichmäßigkeit der Ballen zu erzielen, kann eine durch den sich allmählich verschiebenden Preßstrang angetriebene Anzeigevorrichtung angebracht werden, die den Zeitpunkt genau angibt, in dem der Arbeiter den Nadelbügel auszulösen hat. Diese Auslösung kann auch selbsttätig bewirkt werden. Am Mundstück des Preßkanals ist eine verstellbare Rinne angebracht, welche die fertigen Ballen durch den Druck des Preßkolbens bis zu einem bequem liegenden Auflade- oder Stapelplatz weiter fortleitet.
Um den Arbeiter zu sparen, der die Bindeschnüre zusammenbindet, werden von Gebrüder Welger in Wolfenbüttel und Seehausen und von Heinrich Lanz in Mannheim selbsttätige Knotenknüpfer vorgesehen. Diese bestehen aus den von den amerikanischen Bindemähern (s. Mähmaschine) her bekannten Knüpfern, die durch geeignete Anpassung der Antriebsteile den abweichenden Verhältnissen Rechnung tragen, und zwar dadurch, daß von dem Meßrad, einem durch den sich vorwärtsschiebenden Preßstrang mitgenommenen Zinkenrad, im entsprechenden Augenblick durch einen Anschlag unter Zwischenschaltung eines gewichts- oder federbelasteten Hebels die zur Inbetriebsetzung des Knüpfers dienende Kuppelung augenblicklich eingerückt wird. Zweckmäßig wird vor dem Hindurchgehen der Nadeln durch den Preßkanal die weitere Zufuhr des Strohes zur Presse unterbrochen, damit die einzelnen Ballen scharf gegeneinander abgegrenzt sind. Um auch das Kurzstroh (Überheber) in die Ballen hineinzubringen, haben Gebrüder Welger einen Ventilator vorgesehen, der das Kurzstroh ansaugt und in das Langstroh während des Zuführens hineinbläst.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.