- Stonehenge
Stonehenge (spr. ßtṓn-hendsch, »hängender Stein«), eins der imposantesten vorgeschichtlichen Bauwerke bei Amesbury in der englischen Grafschaft Wilts auf der Heide von Salisbury (s. Abbildung). Der Bau bestand einstmals aus einem Kreise von ca. 88 m im Durchmesser, gebildet aus 30 etwa 5 m hohen Sandsteinpfeilern von 1,25–2,5 m Breite, die oben durch Horizontalbalken miteinander verbunden waren.
Dieser Ring umgab einen Kreis von einzeln stehenden, 1,5–1,8 m hohen Steinen (Menhirs). Innerhalb des zweiten Kreises folgte ein eiförmiger Ring aus Trilithen (zwei aufrecht stehende Steine, die eine Felsplatte tragen), und in diesem wiederum Menhirs in gleicher Anordnung. Dieser vierfache Ring von unbehauenen oder nur roh zugehauenen Granitblöcken war von einem Wassergraben umgeben, und in der Mitte liegt ein großer, sehr breiter flacher Stein. Ungefähr 30 m von dem äußern Ring entfernt ragt ein einzeln stehender Felsblock (der astronomische Stein) empor; am Horizont schließt ein andrer gewaltiger Ring von Felsblöcken dieses merkwürdige Bauwerk ein, über dessen Bedeutung und Zeitlage die Ansichten der Archäologen weit auseinander gehen. Manche haben es für ein Grabmonument, andre für einen Tempel gehalten; manche setzen die Zeit seiner Erbauung in die Zeit Alfreds d. Gr., also um nur 1000 Jahre zurück; andre in die Zeit Hengist und. Horsas (daher der Name S.); noch andre in Alexanders d. Gr. Zeit. Montelius datiert es neuerdings erheblich weiter, nämlich bis in den Anfang der britischen Bronzezeit (rund 2000 v. Chr.), zurück; gleichzeitig erklärt er es für ein Heiligtum, eine Art Tempel, in dem die umwohnende Bevölkerung den Sonnengott verehrte. Bei seiner Beweisführung stützt Montelius sich zunächst auf das Material der kleinern Steine des innern Kreises. Diese sind von blauer Farbe und einer Steinart, die sich nirgends in der Nähe findet. Montelius vermutet, sie seien von Wales oder der Bretagne oder sonst einem entfernten Fundort her und den Avon hinauf transportiert worden; jedenfalls sprächen sie sowohl wie die zahlreichen Grabhügel ringsherum von der dem Monument beigelegten großen Bedeutung. Diese Gräber sind nun unzweifelhaft altbronzezeitlich, und da sie Stücke des blauen Steines enthalten, muß auch das S. dieser entlegenen Periode angehören. Dafür sprechen auch die Funde von Werkzeugen, mit denen, wie Proben ergeben haben, die Steine des S. behauen worden sind; sie sind alle von Stein. Für den Beweis des S. als eines Sonnentempels weist Montelius auf das noch heute 21. Juni erfolgende Zusammenströmen des umwohnenden Volkes beim S. hin. So sei es seit jeher gewesen: stets habe das Volk sich hier versammelt, um beim Sommersolstitium die Sonne ausgehen zu sehen. Legt man die Präzession der Nachtgleichen (s. Präzession) zugrunde, so ergibt sich nach Montelius, daß bestimmte Steine (der astronomische Stein) innerhalb und der große Fels außerhalb für einen derartigen Zweck aufs genaueste orientiert seien, daß mithin das S. mindestens 3500 Jahre alt sei. Vgl. Fergusson, Rude old stone monuments in all countries (Lond. 1872); Flinders Petrie, Stonehenge-plans, descriptions and theories (das. 1880); Barclay, S. and its earth works (das. 1895); Montelius, Die Datierung des S. (im »Archiv für Anthropologie«, neue Folge, Bd. 2, 1904); Lockyer, S. and other British stone monuments astronomically considered (Lond. 1906).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.