Saigon

Saigon

Saigon (Saigun), Hauptstadt der franz. Kolonie Kotschinchina (s. d.) in Hinterindien, früher Sitz des Generalgouvernements von Französisch-Indochina (seit 1902 in Hanoi), unter 10°47´ nördl. Br. und 106°42´ östl. L., am rechten Ufer des Flusses S., linken Nebenflusses des Donnai, 45 km (in gerader Linie) von dessen Mündung in das Chinesische Meer, die mit dem Delta des Mekong in Verbindung steht, hat eine mittlere Temperatur von 26,5° (im heißesten Monat 29°, im kältesten 25°) und einen jährlichen Regenfall von 1300 mm, so daß das Klima für Europäer wenig zuträglich ist. Die Stadt hat Wasserleitung und Kanalisation, einen schönen Palast des Generalgouverneurs mit Park, Kasernen, Justizpalast, 2 Krankenhäuser, Kathedrale, 2 Moscheen, Pagode, Brahmanentempel, Missionsgebäude, Museum, zoologischen und botanischen Garten, Sternwarte, Bibliothek, Theater, großes Arsenal mit Hunderten anamitischer Arbeiter, Dock, Zitadelle, Zentralgefängnis, Regierungsdruckerei, Priesterseminar, 2 Colleges und andre europäische, auch mehrere chinesische Schulen, ein Waisenhaus, eine Gelehrte Gesellschaft für das Studium Indochinas und 6 Zeitungen oder Zeitschriften. Die Bevölkerung der Stadt beträgt (1901) 47,577 Einw. (darunter 5475 Franzosen, 300 andre Europäer), aber mit den durch Wasserläufe abgetrennten, dorfähnlichen Vorstädten und dem 7 km südwestlich gelegenen und durch Trambahn und Dampfer mit S. verbundenen Cholon (Cholen) gegen 180,000 Einw. (dazu die 1200 Mann starke Garnison), darunter 2000 Europäer, im übrigen Anamiten, Chinesen, Malaien, Inder. S. ist Sitz einer Handelskammer und eines deutschen Berufskonsuls. Durch einen 1900 für den Verkehr eröffneten 29 km langen Kanal zwischen dem Saigon- und dem Vaicofluß sind die Sümpfe im W. von S. entwässert und etwa 25,000 Hektar Boden gewonnen worden. In S. (bez. Cholon) bestehen 9 Reismühlen mit einer Tagesleistung von 450–500 Ton., 2 Sägemühlen, 2 Seifenfabriken, eine Firnisfabrik etc. Die Ausfuhr (1903: 108,238,849 Frank einschließlich Küstenschiffahrt) besteht hauptsächlich in Reis (1903 für 67,5 Mill. Fr.), sodann in gesalzenen Fischen, Seesalz, Baumwolle, Seidenabfällen, Flechtwaren, schwarzem Pfeffer, Kopra, Gummi, Häuten und Hörnern, Bohnen und Betelnüssen, Schweinefett. Die Einfuhr (1903: 141,309,478 Fr.) besteht vornehmlich in Baumwollen- und Seidenstoffen, Iutesäcken, Wollzeugen, Metallen, Werkzeugen, Maschinen, Chemikalien, Fächern, Lackwaren, Holz- und Bambusartikeln, Petroleum und Ölen, Tabak, Tee, Nahrungsmitteln. Es liefen 1904 ein 616 Schiffe (nur 11 Segelschiffe) von 899,072 Ton., darunter 63 deutsche von 76,693 T., während von französischen Schiffen (von den subventionierten Dampferlinien der Compagnie nationale de navigation, Compagnie des Messageries maritimes) 287 mit 491,971 T. einliefen, demnächst 160 englische mit 238,637 T. Die Stadt hat Dampfstraßenbahnen. wovon eine nach Cholon führt,. ind ist mit dem 77 km entfernten Mytho, seit 1904 auch mit Kanhoa durch Eisenbahn verbunden. In S. bestehen fünf Banken und Bankagenturen. Die Stadt ist seit 1862 französisch.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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