- Reich Gottes
Reich Gottes oder, wie es statt dessen besonders im ersten Evangelium heißt, Himmelreich (sofern im spätern Judentum der Name Gottes vermieden und statt dessen »Himmel« gesagt wurde) bezeichnet den höchsten und umfassendsten Ausdruck für alle Zukunftsideale der israelitisch-jüdischen Religion, einen Zustand, da Gott herrschen wird über die Erde, sei es direkt, sei es vertreten durch den Messias. Die Gewißheit von der Nähe dieses, durch ein wunderbares Eingreifen Gottes herbeizuführenden, zukünftigen, in der Gegenwart allerdings durch machtvolle Wirkungen sich ankündigenden Weltzustandes bildete den Mittelpunkt von Jesu Predigt. Auch die älteste Christenheit lebte in der Erwartung des kommenden Gottesreichs, deren Erfüllung ihr durch die in der christlichen Gemeinde bereits zur Tatsache gewordene Herrschaft Christi verbürgt wurde. Der Katholizismus vollzog die Gleichsetzung des Reiches Gottes mit der Kirche (s. d.), während der Protestantismus diese als Mittel zur Verwirklichung des Reiches Gottes beurteilt, in dem sich für ihn das höchste religiöse Gut und der universelle sittliche Zweck zusammenfassen. Vgl. Issel, Die Lehre vom R. G. (Leiden 1891); Schmoller, Die Lehre vom R. G. (das. 1891); J. Weiß, Die Predigt Jesu vom R. G. (2. Aufl., Götting. 1900) und Die Idee des Reiches Gottes in der Theologie (Gießen 1901); Schnedermann, Jesu Verkündigung und Lehre vom R. G. in ihrer geschichtlichen Bedeutung dargestellt (Leipz. 1893–95, 2 Tle.); Titius, Die neutestamentliche Lehre von der Seligkeit, Bd. 1: Jesu Lehre vom R. G. (Freiburg 1895); Wernle, Die Reichgotteshoffnung in den ältesten christlichen Dokumenten und bei Jesus (Tüb. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.