- Bajä
Bajä, im Altertum Badeort in Kampanien, westlich von Neapolis am Busen von B. (jetzt Golf von Pozzuoli), Puteoli gegenüber, durch die Schönheit seiner Umgebung, seine heilkräftigen Quellen und die genußreiche Badesaison in der ganzen römischen Welt hochberühmt. Die herrliche Lage der Stadt am Strande, das milde Klima, die zahlreichen Naturmerkwürdigkeiten und interessanten Punkte in der Umgegend (der geheimnisvolle Averner See, der Lu kriner See, die Grotte der Sibylle, Cumä, der Acherusische See, der Hafen von Misenum, wo die römische Mittelmeerflotte stationierte, das aussichtsreiche Vorgebirge Misenum etc.), ebenso die ausgewählte Gesellschaft, die man dort in der Saison (März und April) antraf, luden bereits zur Zeit der Republik (um 90 v. Chr.) zahlreiche vornehme Römer zur Ansiedelung ein, und bald war der Strand des Golfes und die ihn umsäumenden Hügel mit Palästen, glänzenden Villen, Tempeln und allerlei Anlagen so dicht besetzt, daß sich von B. bis zum gegenüberliegenden Puteoli (Pozzuoli) nur Eine große Stadt auszudehnen schien. Die Bäder von B. waren alkalische Säuerlinge und natürliche Schwefeldampfbäder. Aber außerdem war B. auch mit glänzenden Bauten und Einrichtungen für die Gesunden, die in noch größerer Anzahl zu ihrem Vergnügen nach B. kamen, aufs reichste ausgestattet. Immer neue kaiserliche Paläste entstanden, in deren Pracht jeder Herrscher seinen Vorgänger zu überbieten suchte; noch Alexander Severus ließ prunkende Paläste und künstliche Teiche (Piseinen) anlegen. So war B. als berühmtester Badeort der römischen Welt auch der Zentralpunkt der römischen Eleganz und Üppigkeit geworden. Die Zügellosigkeit des Badelebens daselbst war sprichwörtlich und wird von Varro, Cicero, Seneca, Propertius u. a. scharf gerügt (vgl. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, 7. Aufl., Leipz. 1901). In der römischen Geschichte wird B. mehrmals, aber fast nur bei unerfreulichen Ereignissen, genannt. Hier schlossen Cäsar, Pompejus und Crassus das Bündnis zum Untergang der Republik; hier war es, wo Nero seine Mutter Agrippina in das Schiff begleitete, in dem sie den Tod finden sollte; hier starb Hadrian. Durch die Einfälle der Sarazenen begannen die Ufer des Golfes von B. im 8. Jahrh. zuerst zu veröden; 1500 wurde es wegen der Fieberluft ganz verlassen. Neuerdings erst beginnt sich das moderne Baja durch Neubauten zu beleben. Unter den Ruinen sind die sogen. Tempel des Merkur (ein Rundbau mit Lichtöffnung, wahrscheinlich ein großes Frigidarium, 44 m im Durchmesser), der Diana und der Venus die imposantesten. Südlich davon das Kastell von B., das der Vizekönig Peter von Toledo im 16. Jahrh. zum Schutze des Hafens gegen die Türken errichten ließ.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.