Abd ul Asis

Abd ul Asis

Abd ul Asis (über die Bedeutung des Namens s. Abd), 1) der 32. Sultan der Osmanen, geb. 9. Febr. 1830, gest. 4. Juni 1876, folgte seinem ältern Bruder Abd ul Medschid, der ihn gegen das osmanische Hausgesetz verschont hatte, 26. Juni 1861 auf dem Thron. Anfangs wollte er sich mit Einer Frau begnügen, schien durch die Bestätigung des Hattischerifs von Gülhane und des Hattihumajuns von 1856 in vorurteilslose Bahnen einzulenken und setzte seine Zivilliste von 75 auf 12 Mill. Piaster herab. Doch blieben alle Reformen oberflächlich. Was Heer und Marine von den verschiedenen Anleihen übrigließen, diente zur Verschönerung der Hauptstadt, zu Reisen und Jagdvergnügungen des Herrschers. Verschwendung und Haremswirtschaft wirkten bald ebenso verderblich wie früher. Dabei hatte seine Regierung fortwährend mit Schwierigkeiten zu kämpfen, wie mit dem Aufstand Kretas 1867–69, dem Verlangen Rumäniens und Serbiens nach völliger Selbständigkeit, endlich mit dem mohammedanischen Fanatismus. Nachdem er die verständigen Minister Fuad und Aali in den höchsten Staatsämtern belassen und 1867 eine Reise nach Westeuropa unternommen hatte, ernannte er 1871 Mahmud Nedim Pascha zum Großwesir, betrieb den Plan, anstatt seines Neffen Murad, den die osmanische Ordnung bestimmte, seinen Sohn Jussuf Izzedin zum Thronerben ernennen zu lassen, und ließ sich deshalb in Verhandlungen über einen Staatsstreich mit russischer Hilfe ein. Während er die Hilfskräfte des Staates vergeudete und sich 1875 vom russischen Botschafter Ignatiew sogar verleiten ließ, den Staatsbankrott zu erklären, lockerte er den Verband der Provinzen und ließ die russischen Agitationen gewähren, die 1875 zu Aufständen in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien führten. Endlich kam es 11. Mai 1876 zu einem von den Softas in Konstantinopel geleiteten Aufstand gegen Mahmud Nedim. A. entließ diesen, wurde aber in der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1876 von Hussein Avni, Midhat, Mehemid Rüschdi, Sulaiman u.a. zur Abdankung gezwungen und 4. Juni im Palast Tscheragan ermordet. 1881 wurden die noch lebenden Paschas Midhat, Nuri und Mahmud wegen der Ermordung A. ' zum Tode verurteilt und in die Verbannung nach Taif in Arabien geschickt, wo sie alle drei, schwerlich eines natürlichen Todes, 1884 starben. Vgl. Millingen (Osman Seify Bei), La Turquie sous le règne d'A., 1862–1867 (Brüssel 1868).

2) Sultan von Marokko, geb. 1878, Lieblingssohn des Sultans Mulei Hasan, dem er 6. Juni 1894 unter großen Schwierigkeiten auf dem Throne folgte. In den Beziehungen zu den europäischen Mächten bereitete ihm seit 1900 namentlich Frankreichs Sudânpolitik schwere Sorgen, weil wegen des südafrikanischen Krieges auf Englands Hilfe nicht zu rechnen war.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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