Phosphorit

Phosphorit

Phosphorit, Mineral, feinfaseriger bis dichter chalcedon- und kreideartiger, auch erdiger Apatit (s. d.) und insbes. fluor- und chlorfreier phosphorsaurer Kalk von weißer, grauer und bräunlicher Farbe, findet sich, häufig verwachsen mit kohlensaurem Kalk und auch durch organische Substanzen verunreinigt, in krustenförmigen, nierigen und kugeligen Massen, auch in unregelmäßigen Knollen in verschiedenen Gesteinen, teils regellos zerstreut, teils lagenweise geordnet, zuweilen begleitet von Bruchstücken von Fisch- und Reptilknochen und Muschelschalen, und häufig aus Koprolithen (s. d.) hervorgegangen. Derartigen P. kennt man aus dem Fränkischen Jura, aus der mittlern und obern Kreide Nordfrankreichs und Englands, aus der Kreide Böhmens, aus dem Untersilur Kanadas und aus dem Eocän von Südcarolina. Der Fränkische oder Amberger P. findet sich meist in zerfressen aussehenden Stücken, oft von nierenförmiger Oberfläche und feinfaseriger Struktur, matt, schimmernd, gelblich oder rötlichgrau; er enthält an 43,5 Phosphorsäure, 53,5 Kalk, 2 Fluor, 1 Eisenoxyd, 0,7 Kali, Natron, 0,1 Magnesia. Von ähnlicher Beschaffenheit sind Knollen von P. aus silurischem Schiefer und einem cretazeïschen Sandstein in den russischen Gouvernements Kursk, Woronesh, Podolien und Bessarabien, ferner das Carolinaphosphat mit 48–60 Proz. Phosphatgehalt und der P. aus dem Sommedepartement und dem südlichen Belgien. An der Lahn und Dill (Nassau) fand sich P. in sehr ansehnlichen Lagen und ausgedehnten Nestern an vielen Orten, wo Schalsteine mit Kalksteinen und Dolomiten in Berührung treten; er erschien hier sowohl derb als in hellgrünen, chalcedonähnlichen, traubigen und nierenförmigen, auch stalaktischen Aggregaten; letztere fanden sich besonders bei Staffel a. d. Lahn (Staffelit) und enthielten bis zu 9 Proz. kohlensauren Kalk, etwas Wasser und Spuren von Fluor und Jod. Sonst enthielt der derbe Lahnphosphorit (Nassauer P.) nur 50 bis 70 Proz. phosphorsauren Kalk; er war meist stark verunreinigt durch Kalk, Ton, Quarz, Eisenerze, phosphorsaures Eisenoxyd und phosphorsaure Tonerde. Jetzt ist dieses Vorkommen fast vollständig abgebaut. Ausgezeichnet sind auch die Phosphoritvorkommen auf dem jurassischen Kalkplateau von Quercy (Departements Lot, Tarn-et-Garonne, l'Aveyron), die als Niederschläge aus phosphor- und kalkhaltigen Quellen angesehen werden, dann der sogen. schwarze P. der Pyrenäen (von Accous, St.-Girons, Celles, Prades etc. am Nordabfall der Pyrenäen), ferner der P. von Estremadura (Estremaduraphosphat). Der letztere enthält 55–62 Proz. phosphorsauren Kalk, bis 7 Proz. phosphorsaure Magnesia etc. und findet sich bei Logrosan, Truxillo und Caceres (auch bei Portalegre in Portugal) gangförmig in Tonschiefern und kristallinischen Schiefern mit Quarz und Eisenerz zusammen. Auch in Kanada und im südlichen Norwegen (bei Kragerö etc.) kommt P., bez. Apatit mit 79,6, bez. 91,5 Proz. phosphorsaurem Kalt gangförmig in kristallinischen Schiefern vor. Ganz anders verhält sich der P. von den westindischen Inseln Sombrero und Navassa (Sombrerit und Navassit) mit 28–35 Proz. Phosphorsäure und 13–15 Proz. Eisenoxyd und Tonerde; dieser ist ebenso wie das Curassaophosphat und der Bakerguano ein durch auflagernde Guanomassen in P. umgewandelter Korallenkalk tertiären und jüngern Alters. In neuerer Zeit sind besonders die Phosphate von Florida, Carolina, Tennessee wichtig geworden. 1901 wurden von dem Floridaphosphat, der als Felsphosphat 36 Proz. und als Knollenphosphat 30 Proz. Phosphorsäure enthält, 752,000 Ton. produziert, von dem Carolinaphosphat 321,000 T. und aus Tennessee 410,000 T. P., während Frankreich 588,000 T. und Belgien 216,000 T. P. lieferten. Sehr bedeutende Lager finden sich in Tunis (Gafsaphosphat) und Algerien mit 62–65 Proz. phosphorsaurem Kalk (s. Bd. 1, S. 321). Auch in Südaustralien sind Phosphoritlager entdeckt worden; das Material enthält bis 83 Proz. Phosphat. P. ist als natürliches Rohmaterial zur Herstellung des Superphosphats (Phosphatdüngers) von großer technischer Bedeutung. Vgl. Meyn, Die natürlichen Phosphate (Leipz. 1873).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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