- Petzval
Petzval, Joseph, Mathematiker und Physiker, geb. 6. Jan. 1807 in Szepesbéla im Zipser Komitat (Ungarn), gest. 17. Sept. 1891 in Wien, Sohn eines deutschen Volksschullehrers, studierte in Pest besonders Ingenieurwissenschaften und war von 1828 bis 1835 als Ingenieur im Dienste der Stadt Pest. 1832 habilitierte er sich an der dortigen Universität, wurde 1835 ordentlicher Professor der Mathematik daselbst und ging 1837 in derselben Eigenschaft nach Wien, wo er auch nach seiner Pensionierung (1877) blieb. Sein Werk: »Integration der linearen Differentialgleichungen« (Wien 1853–59, 2 Bde.) hat wenig Beachtung gefunden und ist jetzt überholt, seine sonstigen mathematischen und mechanischen Untersuchungen hat er meist nur in Vorlesungen vorgetragen und leider nicht veröffentlicht. Unvergängliche Verdienste hat sich P. um die Photographie erworben, denn auf Grund seiner theoretischen Berechnungen hat 1840 der Optiker Voigtländer in Wien das erste für Porträtaufnahmen brauchbare Objektiv hergestellt, das vermöge seiner Lichtstärke die Aufnahme eines Porträts in weniger Sekunden ermöglichte, als man vorher Minuten gebraucht hatte. Diesem Objektiv, nach dessen System im wesentlichen auch die heute noch gebräuchlichen Porträtobjektive konstruiert sind, ließ er in den 1850er Jahren ein ebenso vorzügliches Objektiv für Landschaftsaufnahmen folgen. Leider ist ein umfangreiches Werk über die dioptrischen Untersuchungen, die ihn zur Berechnung dieser Objektive geführt hatten, als Handschrift zugrunde gegangen. In der »Zeitschrift für Mathematik und Physik«, Bd. 50 u. 51 (Leipz. 1904/05), sind zwei im Nachlaß von P. gefundene Manuskripte veröffentlicht: »Theorie der Störungen der Stützlinien« (bei Gewölben und Hängebrücken) und »Theorie der Tonsysteme«. Vgl. Gegenbauer, Ein vergessener Österreicher (im Jahresbericht der deutschen Mathematikervereinigung, Leipz. 1903); Erményi, Dr. I. Petzvals Leben und Verdienste (2. Aufl., Halle 1903); »Zur Erinnerung an Joseph P.« (Wien 1905, vom Komitee zur Errichtung eines P.-Denkmals).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.