Muschelkrebse

Muschelkrebse

Muschelkrebse (Ostracoda), Ordnung der niedern Krebstiere (Entomostraca), kleine Tiere mit einer zweiklappigen, sie völlig umhüllenden Schale, daher äußerlich und bei geschlossener Schale den Muscheln sehr ähnlich, mit sieben Paar Gliedmaßen, von denen die vordern als Fühler und Kiefer, die hintern als Kriech- und Schwimmbeine dienen. Der Leib ist undeutlich gegliedert; Kopf, Brust und Hinterleib sind nicht scharf getrennt. Am Ende des Körpers befinden sich starke Haken, die zum Fortschieben im Sande benutzt werden. Die Schale kann wie bei den Muscheln durch zwei, von einer zur andern Schalenklappe verlaufende Schließmuskeln geschlossen werden. Im innern Bau weichen die M. nicht sehr von den Blattfüßern (s. d.) ab, sind aber einfacher organisiert. Ein Herz ist nur bei den Cypridiniden und Halocypriden vorhanden, die Atmung geschieht meist direkt durch die Haut. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich, da erstere besondere Vorrichtungen zum Ergreifen und Festhalten der letztern besitzen. Auch Jungfernzeugung (Parthenogenese, s. d.) kommt bei einigen Arten jahrelang hintereinander vor. Die Eier werden entweder abgelegt, oder seltener in einem Brutraum zwischen den Schalen bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen. Letztere haben von Anfang an die Schale, aber nur drei Beinpaare und durchlaufen eine Anzahl Verwandlungsstadien. Die M. sind Bewohner des Süßwassers und zumal des Meeres (bis in die größten Tiefen) und leben fast alle von tierischen Stoffen, in der Regel von Kadavern. Die fossilen Formen sind sehr zahlreich, aber mit einer einzigen Ausnahme nur in ihren Schalenresten bekannt, man benennt sogar nach der Gattung Cypridina (Entomis, s. Tafel »Krebstiere I«, Fig. 7) den sogen. Cypridinen- (Entomis-) Schiefer (s. Tafel »Devonische Formation II«, Fig. 5 u. 6; s. auch Cypris auf Tafel »Juraformation II«, Fig. 5) sowie nach der Gattung Beyrichia den Beyrichienkalk im obern Silur. Sehr groß werden die marinen M. des Paläozoikums, so die vom Kambrium bis zum Karbon häufige Leperditia. Wie die fossilen, sind auch die lebenden M. sehr artenreich. Man unterscheidet zwei Hauptabteilungen: die Podocopa mit fünf und die Myodocopa mit drei Familien. Der größte Muschelkrebs, Crossophorus africanus, 12,5 mm hoch und 15 mm lang, wurde 1899 bei Cap St. Blaize entdeckt. Vgl. Zenker, Monographie der Ostrakoden (Berl. 1854); Claus, Beiträge zur Kenntnis der Ostrakoden (Marburg 1868) und Die Familie der Halocypriden (Wien 1874); Brady und Norman, A monograph of the marine and freshwater Ostracoda, etc. (Dubl. 1889); Dahl, Die Cytheriden der westlichen Ostsee (Jena 1888); Brady. Report on the Ostracoda of the Challenger (Lond. 1880); G. W. Müller, Ostrakoden des Golfes von Neapel (Berlin 1894), Die Ostrakoden (Frankf. a. M. 1898) und Deutschlands Süßwasserostrakoden (in »Zoologica«, Nr. 30, Stuttg. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Muschelkrebse — (Ostracōda), Ordnung niederer Krebstiere, kleine, hauptsächlich das süße Wasser bewohnende Krebse ohne gegliederten Leib, mit zweiklappiger, muschelartiger Schale. Hierher der gemeine M. (Cypris fusca Str.), in stehenden Gewässern Mittel und… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Muschelkrebse — Muschelkrebse,   Ostracoda, Gruppe meist 0,5 2,6 mm langer Krebse (größte Art: Gigantocypris agassizi, 23 mm, in der Tiefsee) mit über 5 600 Arten im Meer und Süßwasser, deren Körper von einer muschelschalenähnlichen, zweiklappigen Falte des… …   Universal-Lexikon

  • Muschelkrebse — ⇒ Ostracoda …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Muschelkrebse — Ostrakoden Ostrakoden (Ostracoda) Systematik Überstamm: Urmünder (Protostomia) Überstamm …   Deutsch Wikipedia

  • Muschelkrebse — vėžiagyviai statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Nariuotakojų tipo žiaunakvapių potipio bestuburių gyvūnų klasė (Crustacea). Paplitę jūrose ir gėluose vandenyse, kai kurios rūšys gyvena sausumoje. Yra parazitų. atitikmenys: lot.… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • Crustacea — Krebstiere Verschiedene Krebstiere Systematik Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung …   Deutsch Wikipedia

  • Crustaceen — Krebstiere Verschiedene Krebstiere Systematik Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung …   Deutsch Wikipedia

  • Krebs (Zoologie) — Krebstiere Verschiedene Krebstiere Systematik Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung …   Deutsch Wikipedia

  • Krebse — Krebstiere Verschiedene Krebstiere Systematik Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung …   Deutsch Wikipedia

  • Krustentier — Krebstiere Verschiedene Krebstiere Systematik Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”