- Morus [1]
Morus L. (Maulbeerbaum), Gattung der Morazeen, Bäume und Sträucher mit großen, abwechselnden, ungeteilten oder gelappten, gezahnten Blättern, monözischen oder diözischen Blüten, kätzchenförmigen männlichen Blütenständen, ebenfalls in Kätzchen oder häufiger in Köpfchen stehenden weiblichen Blüten und der Brombeere nicht unähnlicher Sammelfrucht, die kleine, einsamige Nüßchen enthält. Man kennt etwa zehn Arten in gemäßigten Klima len der nördlichen Halbkugel und in den Gebirgsregionen der Tropen. Der weiße Maulbeerbaum (M. alba L., s. Abbildung, S. 164), ein 30 m hoher Baum mit eiförmigen, am Grunde etwas ungleichseitigen, langgestielten, in der Form aber ungemein abweichenden, oberseits glatten, unterseits spärlich kurzhaarigen Blättern, gestielten weiblichen Blütenständen und gelblichweißer, rundlicher und eirundlicher Frucht, stammt aus China, wird seit den ältesten Zeiten in Asien und seit dem 12. Jahrh. im Mittelmeergebiet kultiviert und ist jetzt in Süd- und Südosteuropa fast verwildert. Man kultiviert ihn, besonders um die Blätter als Futter für Seidenraupen zu benutzen. Den Vorzug soll aber M. cendrona verdienen, der ebenso hart ist, üppiger wächst und dreimal größere Blätter besitzt. Der schwarze Maulbeerbaum (M. nigra L.), dessen kurzgestielte, ziemlich dicke, breit herzförmige, am Grunde gleichseitige, dunkelgrüne Blätter scharf behaart und dessen weibliche Blütenstände sitzend oder kurzgestielt sind, wird 30 m hoch und trägt schwarzviolette Früchte, die größer und meist wohlschmeckender als die weißen Maulbeeren sind. Sie enthalten 9,19 Proz. Zucker, 1,86 Säure, 0,36 Eiweiß, 2,03 Pektin, 0,35 Pektose, 0,66 mineralische Stoffe und 84,71 Proz. Wasser.
Er stammt aus Persien und kam, wie die vorige Art, sehr früh nach Südeuropa; Theophrast kannte schon den Maulbeerbaum. Die Griechen benutzten den Saft zum Färben des Weines, und die Frucht wurde gern gegessen. Der Baum war dem Pan geheiligt und galt als Symbol der Klugheit. Die scharfe, bittere Wurzelrinde benutzte man gegen den Bandwurm und als Abführmittel. Im 13. Jahrh. fütterte man in Italien die Seidenraupen mit den Blättern, doch eignet sich hierzu der weiße Maulbeerbaum viel besser. Gegenwärtig ist der schwarze Maulbeerbaum in Südeuropa fast verwildert, bleibt aber in Norddeutschland meist strauchartig und erfriert nicht selten bis auf die Wurzel. Man kultiviert ihn namentlich auch wegen der Früchte, die als Obst gegessen werden. Das Holz beider Arten ist schwer, hart, schwer spaltbar, mit hellgelbem Splint und gelbbraunem Kern; es wird zu Drechsler-, Tischler- und Mosaikarbeiten benutzt. Der rote Maulbeerbaum (M. rubra L.), aus Nordamerika, wird 10 m hoch, hat große, herzförmige, scharf behaarte Blätter und ziemlich große, walzenförmige, längliche, rote oder violettrote, wohlschmeckende Früchte, die in Nordamerika sehr beliebt sind. Er erträgt unsre Winter viel besser als die vorigen Arten. Der chinesische Maulbeerbaum (M.constantinopolitana Lam.), aus China, ist dem schwarzen Maulbeerbaum sehr ähnlich, hat aber später unbehaarte Blätter und erträgt unsre Winter sehr gut. Er ist ein vortreffliches Seidenraupenfutter und wird in Japan und bei uns vielfach kultiviert.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.