- Mathis
Mathis, Ludwig Emil, preuß. Staatsmann, geb. 31. Mai 1797 in Berlin, gest. daselbst 17. Nov. 1874, studierte die Rechte, trat in den Staatsjustizdienst und ward 1829 Kammergerichtsrat. 1835–38 preußischer Kommissar bei der aus Anlaß des Frankfurter Aprilaufstandes (1833) niedergesetzten Bundeszentralbehörde in Frankfurt, wurde er 1838 vortragender Rat im Ministerium des Innern und kam 1842 in den Staatsrat, wo er bis 1844 Mitglied des Oberzensurgerichts war und sodann die höhern Polizei- und Preßangelegenheiten bearbeitete. 1846 ward er Direktor im Ministerium des Innern. Obwohl liberalen Reformen nicht abgeneigt, trat er im Sommer 1848 mit Wartegeld zurück, hielt sich zur Kreuzzeitungspartei, schloß sich aber bald dem Patriotischen Verein in Berlin an, der die Durchführung der konstitutionellen Monarchie bezweckte. Als dessen Vorsitzender durch öffentliche Rede und in der Presse erfolgreich tätig (im Herbst 1849 erschien die Flugschrift »Preußens deutsche Politik«), übernahm er im Dezember 1849 bei der provisorischen Bundeszentralkommission in Frankfurt die Referate über die Departements des Innern und der Justiz, trat im Juni 1850 als preußischer Bevollmächtigter in die freien Konferenzen zur Beratung der deutschen Verfassungsangelegenheiten ein, ward aber im August wieder abberufen. Seit 1850 Mitglied der neugebildeten Ersten Kammer, gründete er 1851 mit Bethmann-Hollweg u. a. die Fraktion, die eine Einigung Deutschlands unter Preußens Führung und die Aufrechthaltung der preußischen Verfassung erstrebte. Organ der Fraktion ward das »Preußische Wochenblatt«, an dem M. fleißig mitarbeitete. 1852 in das Abgeordnetenhaus gewählt, bekämpfte er das Ministerium und trennte sich nur in der Frage der Ehegesetzgebung von der Mehrzahl der liberalen Partei, war aber 1859 und 1860 Vizepräsident. Die weitern Ereignisse drängten M. in den Hintergrund; 1861 wurde er nicht wieder gewählt, und als er 1865–72 als Präsident des Oberkirchenrats an der Spitze der Landeskirche stand, bekämpfte er den religiösen Liberalismus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.