- Marston
Marston (spr. marst'n), 1) John, engl. Dramatiker und jüngerer Zeitgenosse Shakespeares, geb. um 1575 aus einer Shropshire-Familie, gest. 25. Juni 1634 in London, studierte in Oxford und schrieb Satiren (1598), von denen zwei (»The scourge of villainy« u. »Pigmalion«) auf Befehl des Erzbischofs von Canterbury verbrannt wurden. Auch Ben Jonson griff er an, der im »Poetaster« 1601 scharf zurückschoß; dennoch schrieb M. Lobesverse für Jonsons »Sejanus« 1605. Seine wichtigern Dramen sind: »Antonio and Mel-!ida« (1602) und als dessen 2. Teil: »Antonio's revenge« (1602); »The malcontent« (1604); »The Dutch courtezan« (1605); seine beste Komödie »Parasitaster« (1606); »Sophonisba« (1606); »What you will« (1607) und »The insatiate countess«, seine interessanteste Tragödie (1613). Seine Stücke sind oft anstößig in Sprache und Inhalt. Wo er tragisch wirken will, folgt er gern dem Vorbild Senecas. 1607 wandte er sich unerwartet vom Theater zur Theologie und erhielt 1610 eine Pfründe in Hampshire. Die erste Sammelausgabe seiner Werke veranstaltete er selbst 1633; neuere Ausgaben besorgten Halliwell (Lond. 1856, 3 Bde.) und Bullen (das. 1887, 3 Bde., mit guter Einleitung). Einzelnes aus den Dramen übersetzte Bodenstedt in »Shakespeares Zeitgenossen«, Bd. 1 (Berl. 1858).
2) John Westland, engl. Dichter, geb. 30. Jan. 1819 zu Boston in Lincolnshire, gest. 5. Jan. 1890 in London, war erst Rechtsanwalt, wandte sich bald aber ganz der Literatur zu, und zwar hauptsächlich als Dramatiker. Die besten seiner Dramen sind seine Jugendwerke: »The patrician's daughter« (1841), »The beard and the world« (1847), »Anne Blake« (1852); später bearbeitete er »Donna Diana« (1863) und schrieb die Lustspiele: »Borough politics«, »The favourite of fortune« (1866), »Pure gold«, »Lamed for life« (1871) u. a. Unter seinen lyrischen Dichtungen ragt das schöne Gedicht »Death ride at Balaklava« hervor; ferner ist das biographisch-kritische Werk: »C ur recent actors, with notices of living actors« (1888, 2 Bde.; neue Ausg. in 1 Bd., 1890) zu erwähnen. M. gehört zu den bedeutendsten, aber völlig überholten Vertretern des poetischen Dramas seiner Zeit. Seine »Dramatic and poetical works« erschienen gesammelt 1876 in 2 Bänden.
3) Philip Bourke, Sohn des vorigen, geb. 13. Aug. 1850 in London, gest. daselbst 13. Febr. 1887, erblindete in frühen Jahren, schrieb dennoch mehrere Bande schwermütiger Gedichte, die einen seinen Sinn für Wohl klang, besonders im Sonett, verraten: »Song tide and other poems« (1871), »All in all« (1875), »Wind voices« (1883). Innige Freundschaft verband ihn mit Rossetti, dem er als Sonettist nacheiferte. Seine sämtlichen Gedichte erschienen 1892 mit seiner Biographie von Louise Chandler Moulton.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.