Mandeln [2]

Mandeln [2]

Mandeln (Amygdalae, Tonsillae), beiden Säugetieren ein Paar geschlossene Lymphdrüsen hinten in der Mundhöhle. Sie ragen mit ihrer freien Fläche in diese hervor und füllen den dreieckigen Raum aus, den die vom weichen Gaumen herabsteigenden Gaumenbogen mit dem seitlichen Teil der Zungenwurzel bilden. Sie sind im allgemeinen mandelförmig, beim Menschen 14 mm lang, 9 mm breit und bestehen aus 10–20 größern Schläuchen und kleinern Drüsen, die durch Falten der Mundschleimhaut voneinander getrennt sind. Aus ihnen treten Speichelzellen in die Mundhöhle. Die M. entwickeln sich in den ersten Lebensmonaten und erreichen ungefähr im dritten Lebensjahr relativ ihre volle Größe. Sie sind häufigen Entzündungen unterworfen (Mandelbräune, s. Rachenkatarrh), da sie infolge ihrer exponierten Lage und ihrer zahlreichen Einbuchtungen einen günstigen Boden für die Einwirkung verschiedener Schädlichkeiten, besonders für die Ansiedelung von Mikrobien, bilden. Sie schwellen dabei an und bleiben, wenn diese Prozesse häufig wiederkehren, zuweilen dauernd vergrößert und derb (Mandelhypertrophie); sie enthalten dann oft kleine vereiternde Gewebspfröpfe, die der Zersetzung anheimfallen und sehr übeln Geruch aus dem Munde veranlassen. Mitunter werden kleine Eiterherde eingedickt, verkalken und bilden die Mandelsteine von der Größe eines Hanfkorns, selten größer; sie sind gesundheitlich völlig bedeutungslos. Bei den lästigen Schwellungen der M. ist rechtzeitige Abtragung mit dem Messer, der galvanischen Drahtschlinge oder dem Fahnestockschen Tonsillotom (Tonsillotomie) um so mehr angezeigt, als diese Operation ganz gefahrlos ist. Häufig werden die M. von Diphtherie befallen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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