- Magazīne
Magazīne (v. arab. machsan, »Vorratshaus«), Warenlager oder größere Aufbewahrungsbehältnisse, besonders für Getreide (Getreidemagazine, Kornspeicher, Kornkeller), wurden früher unterhalten, um in Zeiten des Mißwachses der Teurung und Hungersnot vorzubeugen, dienen jetzt aber nur noch den Bedürfnissen des Handels und den lokalen Verhältnissen. Die Gebäude besitzen mehrere übereinander liegende Böden mit sorgfältig gedielten und sehr dichten Fußböden, auf die das gut gereinigte Getreide gewöhnlich direkt geschüttet und im Sommer alle zwei, im Winter alle vier Wochen umgewendet wird, damit es nicht verdirbt. Hierzu ist Raum erforderlich, und da außerdem Gänge frei bleiben müssen, das Getreide im Winter auch die Mauer nicht berühren darf, so kann man nur etwa den achten Teil des Kubikinhalts eines Getreidespeichers wirklich ausnutzen; man rechnet für 1 hl etwa 0,3 qm Bodenfläche. Die M. von Devaux enthalten etwa 10 m hohe Kasten aus sein gelochtem Eisenblech, deren jeder 250–500 Ztr. Getreide faßt, und die so dicht nebeneinander aufgestellt sind, daß nur schmale Gänge dazwischen übrigbleiben. In jedem Kasten steht ein Rohr aus gleichem Material, das an der Basis mit unterirdischen Luftkanälen kommuniziert. Ist der Kasten gefüllt und die Röhre oben mit einem Blechdeckel geschlossen, so kann die Luft in der Röhre und in den Wänden fortwährend durch das Getreide zirkulieren, und durch einen Ventilator kann der Luftzug verstärkt werden. Zur Füllung der Kasten dienen ein Paternosterwerk und eine horizontal durch das ganze Gebäude fortlaufende Schraube. Das Ablassen des Getreides wird durch Öffnen einer über dem Boden befindlichen Klappe bewirkt; das ausströmende Getreide wird durch ein endloses Band weiter getragen.
Die Frucht- oder Getreidetürme von Sinclair, mit massiven Wänden erbaut, haben über einem untern leeren Raum einen großen, der Grundrißfläche des Turmes entsprechenden Trichter, dessen untere Öffnung mit einer leicht beweglichen Klappe versehen ist. Über dem großen Trichter sind zur Entlastung neun kleinere Trichter angebracht, und auf diesen lagert das Getreide. Durch letzteres hindurch gehen horizontale, aus zwei Brettern bestehende Rinnen, die mit der offenen Seite nach unten liegen und mit Maueröffnungen in Verbindung stehen. Unter den Rinnen bilden sich Luftkanäle, in denen lebhafte Ventilation stattfindet. Der obere Teil des Turmes bildet einen leeren Raum mit einer Winde zum Heben des Getreides. Von Zeit zu Zeit öffnet man die untere Trichterklappe und läßt etwas Getreide ausströmen, wodurch die ganze Masse in Bewegung gerät und immer neue Partien des Getreides dem Luftzug ausgesetzt werden. Das abgelassene Getreide wird wieder oben aufgegeben. Vgl. Kornhäuser.
Seit alter Zeit bewahrt man Getreide bei völligem Abschluß der Luft in Fruchtgruben oder Silos auf. Diese werden gewöhnlich auf sandig-lehmigen Hügeln angelegt. Man gräbt eine Grube von 3,8–4,7 m Tiefe in Form einer Flasche und mit einem 1,2–1,5 m langen Hals von 0,39–0,74 m Durchmesser, gibt der Grube einen Durchmesser von 2,5–3,16 m, verbrennt darin einige Tage vor der Benutzung reichlich Stroh, kleidet sie nach der Reinigung mit frischem, reinem Stroh aus und füllt sie mit dem völlig trocknen Getreide. Zum Verschluß wird der Hals fest mit Stroh gefüllt und das Ganze mit einem 0,632–0,948 m hohen Erdhügel bedeckt, den man mit Rasen belegt. Große Silos mauert man aus, verbindet sie unterirdisch miteinander und errichtet über der ganzen Reihe ein magazinartiges Gebäude, das sie vor den Einflüssen der Witterung schützt. Das Getreide schwillt in den Silos an, verliert an Trockengewicht und erhält einen dumpfigen Geruch. Einmal angebrochene Silos müssen gleich ganz entleert werden, weil das Getreide sonst sehr schnell verdirbt. Doyères benutzt deshalb luftdicht verschließbare Si los aus verzinktem Eisenblech, in die mit dem Getreide etwas gebrannter Kalk gebracht wird. Als Decke dienen Stroh, Kalk und zuletzt Spreu, die festgetreten wird. In England hat man derartige Sil os mit Luftpumpen luftleer gemacht und dadurch einen bedeutenden Grad von Trockenheit erreicht. Vgl. Luther, Konstruktion und Einrichtung der Speicher, speziell der Getreidemagazine (Braunschw. 1886).
Im Militärwesen heißen M. die Niederlagen von Verpflegungsmitteln für die Truppen eines kriegführenden Heeres, und zwar Feldmagazine (den Truppen zunächst befindlich), Etappenmagazine in den Landetappen- und Etappenhauptorten, Ersatzmagazine in der Heimat (s. Etappe). Sie sind in modernen Feldzügen der ungeheuern Zahl der aufgebotenen Streiter wegen selbst in reichen Ländern unentbehrlich; ihre Anlage wird im Frieden durch die Mobilmachungsvorarbeiten sorgfältig vorbereitet, ebenso die Magazinbeamten für ihren Dienst ausgebildet. Besondere Magazinfuhrparke gestatten die Verschiebung der in Magazinen aufgespeicherten Lebensmittel. Die Rechte und Pflichten der Kommando- und Feldverwaltungsbehörden für die Dispositionen über die M. ist genau geregelt. Vgl. v. François, Feldverpflegungsdienst bei den höhern Kommandobehörden (Berl. 1904); »Kriegsetappenordnung vom 14. Mai 1902« (das. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.