Lungenprobe

Lungenprobe

Lungenprobe (Pneumobiomantik, Docimasia pulmonum hydrostatica), der zuerst von Schreyer in Zeitz 1682 mit der Lunge eines neugebornen Kindes angestellte Versuch, der aus dem Schwimmen oder Niedersinken der Lunge im Wasser dartun soll, ob das Kind nach der Geburt Luft geatmet hat oder nicht. Die Annahme, daß das Schwimmen der Lungen eines Neugebornen beweise, daß dieses nach der Geburt gelebt und geatmet habe, während das Untersinken der Lungen dartue, daß es bereits vor der Geburt gestorben sei, erleidet allerdings vereinzelte Ausnahmen: ein Kind kann nach der Geburt kurze Zeit leben, ohne zu atmen, wenn es noch durch den Nabelstrang mit dem mütterlichen Körper in Verbindung bleibt; anderseits aber kann ein Kind in einzelnen Fällen schon während der Geburt geatmet haben und vor deren Beendigung abgestorben sein. Auch können die Lungen unter gewissen Bedingungen selbst nach vorgängigem Atmen im Wasser untersinken, wenn sie z. B. durch ausgeschwitzte Stoffe ausgefüllt, hepatisiert, sind (wie bei angeborner Syphilis), anderseits, ohne durch Einatmen Luft aufgenommen zu haben, schwimmen und zwar durch eingeblasene Luft und durch Fäulnis, die in ihrem Gewebe Gase entwickelt. Muß demnach die L. als ein nicht in jedem Fall eindeutiges sicheres Verfahren anerkannt werden, so bleibt sie doch in der Hand eines erfahrenen Gerichtsarztes, der vorzeitige Atmung und angeborne Lungenentzündung mit dem Mikroskop, eingetretene Fäulnis aber mit bloßem Auge erkennen kann, von großer Wichtigkeit.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Lungenprobe — Lungenprobe,   Lungenschwimmprobe, rechtsmedizinische Untersuchungsmethode zur Klärung der Frage, ob ein Neugeborenes tot geboren wurde oder als Lebendgeburt verstorben ist; sie besteht in einer Untersuchung der Schwimmfähigkeit von Probeteilen… …   Universal-Lexikon

  • Lungenprobe — (Lumgenschwimmprobe, Docimasia pulmonum hydrostatica), Versuch mit den Lungen eines todtgefundenen Neugeborenen in einem hinlänglich tiefen Gefäße reinen kalten Wassers, um aus dem Schwimmen od. Niedersinken derselben auf das geschehene od. nicht …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lungenprobe — Lungenprobe, Pneumobiomantik, der Versuch, ob die Lunge eines toten neugeborenen Kindes im Wasser schwimmt und daher lufthaltig ist oder nicht. Im ersten Falle hat das Kind geatmet, also gelebt …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Lungenprobe — (docimasia pulmonum hydrostatica), beim Verdacht von Kindsmord die gerichtsärztliche Untersuchung der Lunge, um daraus zu erkennen, ob das Kind bei der Geburt gelebt, d.h. geathmet habe. Die Lungen des Fötus sind dunkelfarbig, ohne Blut, nicht… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Lungenprobe, die — Die Lungenprobe, plur. die n, in den Gerichten, eine mit der Lunge eines neu gebornen Kindes angestellte Probe, indem man sie in ein Gefäß mit Wasser wirft, um aus ihrem Schwimmen oder Untersinken zu erkennen, ob das Kind todt zur Welt gekommen,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Ploucquet — (spr. Plukäh), 1) Gottfried, geb. 1716 in Stuttgart; wurde 1750 Professor der Logik u. Metaphysik zu Tübingen u. st. daselbst 1790. Er war Anhänger der Leibnitz Wolfischen Schule u. schr.: Primaria monadologiae capita, Berl. 1748; Fundamenta… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pneobiomantie — (v. gr.), 1) Lungenprobe; 2) der Inbegriff aller aus der Obduction eines neugebornen Kindes hergenommenen Beweise, daß dasselbe vor seinem Tode geathmet habe …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pneumon — (gr.), die Lunge (s.d.); daher Pneumonisch, den Lungen dienlich od. an Lungenkrankheiten leidend. Pneumonĭca, Mittel gegen Lungenkrankheiten, bes. zur Beförderung des Auswurfs. Pneumonalgie, Lungenschmerz. Pneumonemphraxis, Überfüllung der Lungen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schreien — Schreien, 1) die natürlichste Anstrengung der Stimme in lauten unarticulirten Tönen; ist einfacher, durch den Instinct gebotener Ausdruck eines lebhaften Gefühls. Da aber das Gefühl zunächst an ein Bedürfniß geknüpft ist, so ist das S. zugleich… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bernt — Bernt, Joseph, geb. 1770 in Leitmeritz, studirte Medicin u. wurde, nachdem er der Schutzpocken wegen einige Reisen unternommen u. für Einführung derselben in Böhmen mit Erfolg gewirkt hatte, 1808 Professor der gerichtlichen Medicin erst zu Prag,… …   Pierer's Universal-Lexikon

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