Lettische Sprache und Literatur

Lettische Sprache und Literatur

Lettische Sprache und Literatur. Die Sprache der Letten bildet mit dem Litauischen und dem ausgestorbenen Preußischen zusammen die »baltische« Familie des indogermanischen Sprachstammes. Sie steht an Altertümlichkeit hinter ihren beiden Schwestersprachen zurück. Vgl. Bielensteins ausgezeichnetes Werk »Die lettische Sprache« (Berl. 1863–64, 2 Tle.). Wörterbücher liegen vor von Stender (Mitau 1798, 2 Bde.) und Ulmann und Brasche (Libau 1875 u. Riga 1882, 2 Bde.). – Die von Ramm 1530 veranstaltete Übersetzung der Zehn Gebote und der von Joh. Rivius (gest. 1568) übersetzte Katechismus Luthers werden für die ältesten Denkmäler der lettischen Literatur gehalten. In der ersten Zeit haben besonders die Deutschen an der Ausbildung und Sammlung des lettischen Literaturstoffes erfolgreich gearbeitet; in den letzten Jahrzehnten aber ist die lettische Literatur fast ausschließlich von Letten selbst bearbeitet und bereichert worden, vorzugsweise durch Übersetzungen aus fremden Sprachen, aber auch durch Originalarbeiten. Als der erste Dichter der Letten muß Stender (1714–96), der als Volks- und Sprachbildner bahnbrechend wirkte, genannt werden; nächst ihm verdienen Erwähnung: Jur Alunan (gest. 1864), M. Kroghem (Pseudonym Ausaklis, gest. 1879) sowie von Lebenden der Epiker Lautenbach (Pseudonym Jusminis, geb. 1847), der Novellist M. Kaudsit (geb. 1848), Fr. Brihwsemneeks (geb. 1846) u.a. Eine ganze Reihe von Zeitschriften erscheinen gegenwärtig in lettischer Sprache. Vgl. v. Parrot, Entwickelung der Sprache, Abstammung, Geschichte, Mythologie und bürgerlichen Verhältnisse der Liwen, Lätten, Eesten bis zur Einführung des Christentums (Stuttg. 1828, 3 Tle.); Napierski, Chronologischer Konspekt der lettischen Literatur (Mitau 1830); Paulus Einhorn, Historia lettica (Dorpat 1649); C. F. Watson, Über den lettischen Volksstamm (Mitau 1822); Waeber, Anthropologie der Letten (Dorpat 1879); v. Dorneth, Die Letten unter den Deutschen (2 Aufl., Berl. 1887); Bezzenberger, Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner (Stuttg. 1889); Bielenstein, Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert (Petersb. 1892); Winter, Über Hochzeitsbräuche der Letten (Dorpat 1894). Die L. S. u. L. zu pflegen hat sich die Lettische Literarische Gesellschaft zur Aufgabe gemacht. Neuerdings hat sie die Herausgabe eines Lettischen Konversationlexikons beschlossen. Auch der Volkspoesie der Letten, die lyrisch-idyllischen Inhalts ist, hat man schon seit längerer Zeit Aufmerksamkeit geschenkt; vgl. Ulmann, Lettische Volkslieder (Riga 1874); Andrejanoff, Lettische Volkslieder und Mythen (Halle 1896). – Mit der Poesie stets aufs innigste verbunden waren Musik und Tanz, und die echten alten Volks- und Tanzweisen zeichnen sich durch große Originalität aus (vgl. Jurjan, Lettische Volkslieder mit Klavierbegleitung, Riga 1885). Von den Musikinstrumenten der alten Letten, zu denen ein Kuhhorn (rags), eine Art Klarinette (stabule), eine Rohrpfeife (swilpe), der Dudelsack (duhkas) und eine Art Zither (kokle, das Instrument der Barden) gehörten, sind jetzt manche nur noch dem Namen nach bekannt; doch findet die Musik auch heute noch durch zahlreiche Gesangvereine eifrige Pflege.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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