- Lamarck
Lamarck, Jean Baptiste Antoine Pierre Monet de, Naturforscher, geb. 1. Aug. 1744 zu Barentin in der Picardie, gest. 18. Dez. 1829 in Paris, trat 1760 in Kriegsdienste, widmete sich aber bald dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften, zunächst der Meteorologie (»Annuaire météorologique«, 1799–1810), später der Botanik; doch fand die von ihm in der »Flore française« (1778, 3 Bde.; 3. Aufl. 1805–15, 6 Bde., und 1826–30, 2 Bde., von Decandolle gänzlich umgearbeitet) aufgestellte analytische Methode der Pflanzenklassifikation wenig Beifall. Für Pancouckes »Encyclopédie methodique« schrieb er die beiden ersten Bände; den 3. und 4. Band ließ er meist von jüngern Freunden ausarbeiten und überließ hierauf die Fortsetzung des Werkes Poiret, der auch zu Lamarcks »Tableau encyclopédique et méthodique de la botanique« (1791–1823) den 3. Band hinzufügte. Brisson-Mirbel setzte die »Histoire naturelle des végétaux« (1802, 15 Bde., und 1830) fort, von der L. nur 2 Bände geliefert hatte. 1792 ward L. Professor der Naturgeschichte der niedern Tiere am Jardin des plantes und wandte sich nun der Zoologie zu, in der er sich durch sein »Système des animaux sans vertèbres« (1809) und sein Hauptwerk, die »Histoire des animaux sans vertèbres« (1815–22, 7 Bde.; 2. Aufl. von Deshayes und Milne Edwards, 1835–45, 11 Bde.), als bedeutender Formenkenner eine rühmliche Stellung erarbeitet hat. Indem er zuerst die Wirbellosen den Wirbeltieren gegenüberstellte und die Strahltiere von den Polypen schied, gab er Veranlassung zu schärferer Hervorhebung des Typischen der Tierklassen. Von seinen theoretischen Schriften sind hervorzuheben: »Philosophie zoologique« (1809, 2 Bde.; neue Ausg. 1873; deutsch von A. Lang, mit biographischer Einleitung von Charles Martins, Jena 1876; neuer Abdruck, Leipz. 1903); »Recherches sur les causes des principaux faits physiques« (1794, 2 Bde.) und »Réfutations de la théorie pneumatique« (1796). L. brach zuerst mit dem alten Artbegriff und verneinte die Unveränderlichkeit der Arten, indem er die Umwandlung der Formen und die allmähliche Entwickelung des Tierreichs mit Hilfe wenn nicht bekannter, doch zugänglicher Erscheinungen zu erklären suchte. Er wird gewöhnlich als Begründer der Deszendenztheorie (s. d.) betrachtet und hat jedenfalls das Verdienst, ihr zuerst einen wissenschaftlichen Boden bereitet zu haben. Vgl. Claus, L. als Begründer der Deszendenzlehre (Wien 1888); Lang, Zur Charakteristik der Forschungswege von L. und Darwin (Jena 1889); Perrier, L. et le transformisme actuel (Par. 1893); Packard, L., the founder of evolution (Lond. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.