Kuntze

Kuntze

Kuntze, 1) Johannes Emil, Rechtslehrer, geb. 25. Nov. 1824 in Grimma, gest. 11. Febr. 1894 in Leipzig, war 1847–50 in der juristischen Praxis tätig, habilitierte sich 1851 in Leipzig und wurde 1856 außerordentlicher, 1869 ordentlicher Professor der Rechte. Seine bedeutendsten Schriften sind: »Die Obligation und die Singularsuccession des römischen und heutigen Rechts« (Leipz. 1856); »Der Wendepunkt der Rechtswissenschaft« (das. 1856); »Die Lehre von den Inhaberpapieren« (das. 1857); »Das Jus respondendi in unsrer Zeit« (das. 1858); »Deutsches Wechselrecht« (das. 1862); »Über die Todesstrafe« (das. 1868); »Institutionen und Geschichte des römischen Rechts« (das. 1869, 2 Bde.; 2. Aufl. 1879–80); »Die Obligationen im römischen und heutigen Recht und das Jus extraordinarium der römischen Kaiserzeit« (das. 1886); »Zur Besitzlehre. Für und wider R. v. Ihering« (das. 1890) u. a.; ferner: »Prolegomena zur Geschichte Roms« (das. 1882); »Römische Bilder aus alter und neuer Zeit« (das. 1883); »Gustav Theodor Fechner. Ein deutsches Gelehrtenleben« (das. 1892). In Endemanns »Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts« bearbeitete er mit Brachmann »Das Wechselrecht« (Leipz. 1884). Von Holzschuhers »Theorie und Kasuistik des gemeinen Zivilrechts« besorgte er die 3. Auflage (Leipz. 1863–64).

2) Otto, Botaniker, geb. 23. Juni 1843 in Leipzig, erlernte das Drogengeschäft, schrieb eine »Taschenflora von Leipzig« (Leipz. 1867), die »Reformmonographie deutscher Brombeeren« (das. 1867), betrieb 1868–73 die Fabrikation ätherischer Öle und machte 1874–76 eine Reise um die Erde (Reisebericht, Leipz. 1881). Er berichtigte die Irrtümer über das Sargassomeer, entdeckte die oberirdische Verkieselung der Bäume, lieferte eine Monographie von Cinchona (Leipz. 1878) und zeigte, daß durch unregelmäßige Hybridation der Chiningehalt steigt. 1876–78 studierte er in Leipzig und Berlin und lebte bis 1883 in Leipzig. Hier schrieb er den »Motivierten Entwurf eines deutschen Gesundheitsbaugesetzes« (Leipz. 1882) und arbeitete eine »Statistik und Kritik von Leipzig und 42 Vororten« (das. 1881) aus. 1888 veröffentlichte er eine Arbeit über den Sterblichkeitskoeffizienten für Großstädte mit kinderreicher, getrennt wohnender Arbeiterbevölkerung. Die von seiner Weltreise mitgebrachten Herbarien bearbeitete er 1884–90 in Berlin und Kew. Außer kleinern Reisen in Europa, Nordafrika und Transkaukasien durchquerte er 1891 bis 1892 Südamerika zweimal und 1894 Südafrika, 1904 besuchte er Australien und Neuseeland. Die botanischen Ergebnisse dieser Reisen legte er in der »Revisio generum plantarum« (Leipz. 1891–98, 3 Bde.) nieder. Er führte in diesem Werke die Nomenklatur des Pariser Kongresses durch und hatte dabei 1260 Gattungen und 41,000 Arten anders zu benennen. In einem Codex nomenclaturae botanicae emendatus ergänzte er infolge der bei dieser Arbeit gemachten Erfahrungen und der internationalen lebhaften Diskussionen, die sich daran knüpften, den Pariser Kodex sinngemäß und mit Rücksicht auf möglichste Ersparung von Namensänderungen. Er schrieb noch eine Monographie der krautigen einfachblätterigen Brombeeren, die mit einer Methodik der Artbeschreibung verknüpft ist (Leipz. 1879), und eine Monographie von Clematis (Berl. 1885); ferner. »Schutzmittel der Pflanzen gegen Tiere und Wetterungunst und die Frage vom salzfreien Urmeer« (das. 1877); »Phytogeogenesis, die vorweltliche Entwickelung der Erdkruste und der Pflanzen« (das. 1883); »Geogenetische Beiträge« (das. 1895); »Lexicon generum phanerogamarum« (mit Tom v. Post, Stuttgart 1903). Seit 1895 wohnt er in San Remo. Außer seinem reichen Herbarium besitzt er die zweitgrößte Sammlung von Pflanzenabbildungen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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