- Kollár
Kollár, 1) Jan, tschech. Dichter und Altertumsforscher, geb. 29. Juli 1793 zu Mossocz im ungarischen Komitat Thurocz, gest. 24. Jan. 1852 in Wien, studierte 1812–15 auf dem Lyzeum in Preßburg und seit 1816 in Jena Theologie und wurde 1819 slowakischer Prediger der neubegründeten evangelischen Gemeinde in Pest. Als Dichter trat er zuerst auf mit einer Sammlung kleinerer Gedichte, »Básně« (Prag 1821), die später vermehrt und teilweise umgearbeitet u. d. T.: »Slávy Dcera« (»Tochter der Slawa«, 3. Aufl., Pest 1832, 2 Tle., wovon der letztere die »Auslegung« [»Výklad«] enthält; Pest 1845; Wien 1852; Prag 1862 u. ö.) erschienen, ein berühmt gewordenes Werk, worin er seinem Schmerz über das Verdrängtwerden seines Stammes durch die deutsche Kultur Ausdruck gab. Dann folgte die verdienstvolle Sammlung slowakischer Volkslieder: »Národnie zpěvanky« (2. Aufl., Ofen 1834–35, 2 Tle.). Von seinen übrigen Werken nennen wir: »Über die Namen und Altertümer des slowakischen Volkes etc.« (»Rozpravy o jmenách etc.«, Ofen 1830), ferner »Cestopis« (eine Reisebeschreibung durch Oberitalien, Tirol und Bayern, Pest 1843; Prag 1863), namentlich aber sein zuerst tschechisch, dann deutsch geschriebenes Werk »Über die literarische Wechselseitigkeit zwischen den Stämmen und Mundarten der slawischen Nation« (das. 1837; 2. [tschech.] Aufl., das. 1853). Als darauf die Sprachenkämpfe in Ungarn begannen, scharte sich die ganze slowakische Jugend um den berühmten Dichter und Schriftsteller, obschon dieser selbst sich gegen jegliche panslawistische Tendenz verwahrte. 1849 wurde er zum ordentlichen Professor der Archäologie an der Universität in Wien ernannt. Nach seinem Tod erschien noch das archäologische Werk »Staroitalia slavjanská« (»Das slawische Altitalien«, Wien 1853; neue Aufl., Prag 1863). Seine gesammelten Werke (mit der Autobiographie des Dichters) erschienen in 4 Bänden (Prag 1862–63; 2. Aufl., das. 1868, beide unvollständig).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.