- Katholische Kirche
Katholische Kirche, eigentlich die »allgemeine« christliche Kirche, im Gegensatze zu den Sekten oder Häresien (s. Katholizismus); sodann die gemeinschaftliche Bezeichnung der griechisch-katholischen und der römisch-katholischen Kirche (s. Griechische Kirche und Römisch-katholische Kirche); im gemeinen Leben endlich nur die letztere im Gegensatz zu der protestantischen. Das Formalprinzip der katholischen Kirche hat schon 434 Vincentius von Lerinum in dem berühmten, bis zur Stunde anerkannten Kanon zusammengefaßt: quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est. In der Tat bilden die drei Merkmale der universitas, antiquitas et consensio oder unitas das Wesen des Katholizismus (s. d.) von Anfang an. Wie aber das Altertum einer Lehre oder Einrichtung in der Wirklichkeit nicht etwa auf historisch-kritischem Weg erforscht, sondern einfach durch Rückschluß aus dem Bestande der Gegenwart gefolgert wurde, so konnte wiederum dieser Bestand der Gegenwart, wo er zweifelhaft wurde, nur durch Synodalentscheidung festgestellt werden, was zum Episkopalsystem führte. Sofort aber ergab sich in Wirklichkeit der Übelstand, daß auch auf den Synoden Majoritäten und Minoritäten und zwar in von den jeweiligen Umständen abhängigem Wechsel sich gegenüberstanden, daß eine Synode die Beschlüsse der anderen aufhob, daß auch auf ökumenischen Synoden niemals die ganze Kirche in gleichen Verhältnissen vertreten war. Die mangelnde Einheit mußte daher auf einem andern Weg hergestellt werden. Dies drängte zur einheitlichen Spitze der obersten Autorität des Papstes, die weder durch die mittelalterlichen Konzile noch durch den Gallikanismus (s. Gallikanische Kirche) 1682 und dessen episkopalistische Ausläufer (s. Hontheim) erschüttert werden konnte, vielmehr in der Erklärung der Unfehlbarkeit 1870 ihre vollendete Ausbildung erhielt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.