Küstrin

Küstrin

Küstrin (Cüstrin), Stadt und Festung ersten Ranges im preuß. Regbez. Frankfurt, Kreis Königsberg i. N., an der Mündung der Warthe in die Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Schneidemühl, Frankfurt a. O.-K. u. a., 13 m ü. M., mit gemauerten Wällen und Kasematten versehen, besteht aus der eigentlichen Stadt zwischen Oder und Warthe und innerhalb der Festungswerke, der Langen Vorstadt auf dem linken Oderufer und der Kurzen Vorstadt auf dem rechten Wartheufer, die durch eine Pferdebahn miteinander verbunden sind.

Wappen von Küstrin.
Wappen von Küstrin.

Die Hauptstärke der Festung, deren Werke nach der Schleifung von Stettin durch Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer Lage zwischen Oder und Warthe und tiefen Wiesengründen. An öffentlichen Bauwerken hat K. 3 evang. Kirchen (darunter die Marienkirche mit den Gräbern des Markgrafen Johann und seiner Gemahlin Katharina) und eine kath. Kirche, Synagoge, ein ansehnliches Rathaus, neuerbaute Brücken über die Oder und Warthe, Denkmäler des Markgrafen Johann von Küstrin (auf der Schloßfreiheit) und des Großen Kurfürsten (auf dem Hofe der Schloßkaserne). Die Stadt zählte 1900 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 54) 16,473 Einw., davon 1095 Katholiken und 143 Juden. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Kartoffelmehl (ca. 800 Arbeiter), Maschinen, Feuerlöschgeräten, Pianofortes, Glasuren, Dachpappe, Frühbeetfenstern, Wagen, Möbeln, Zigarren, Öfen etc. Außerdem hat K. eine Dampfmahl- und 2 Dampfschneidemühlen, Maschinenwerkstätte, Holzimprägnieranstalt, Bierbrauereien, Ziegelei, Schifffahrt etc. Den Handel unterstützt eine Reichsbanknebenstelle. K. hat ein Gymnasium und ist Sitz eines Amtsgerichts. Die städtischen Behörden zählen 11 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. – K., ursprünglich ein Fischerdorf, das zuerst 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an Brandenburg und war unter Markgraf Johann (1535–71) Residenz eines Zweiges der brandenburgischen Hohenzollern. 1535 bis 1543 wurde die Festung nach dem Plan des Ingenieurs Maurer angelegt. 1730–32 hielt sich hier der spätere König Friedrich d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward 6. Nov. 1730 sein Freund Katte hingerichtet. Am 15. Aug. 1758 wurde K. von den Russen bombardiert. Am 1. Nov. 1806 übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte Festung ohne Aufforderung einem französischen Reiterhaufen. Die Franzosen behielten K. auch nach dem Frieden und räumten es erst 20. März 1814 nach längerer Belagerung. Vgl. Berg, Küstrins Bedeutung und Opfer für den preußischen Staat (Küstrin 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Küstrin — Küstrin,   polnisch Kostrzyn [ kɔstʃin], Stadt in der Woiwodschaft Lebus (bis 1998 in der aufgelösten Woiwodschaft Gorzów [Landsberg]), Polen, an der Mündung der Warthe in die Oder, am Rand des Oderbruchs nahe der Grenze zu Deutschland, 16 700… …   Universal-Lexikon

  • Küstrin — Küstrin, Stadt u. Festung im Kreise Königsberg in der Neumark des preußischen Regierungsbezirks Frankfurt, am rechten Ufer der Oder (875 Fuß lange hölzerne Brücke) u. am Einflüsse der Warthe (die sich zu einem See erweitert) in die Oder u. an der …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Küstrin — Küstrin, preuß. Stadt u. starke Festung am Einfluß der Wartha in die Oder mit 9300 E., Schiffahrt …   Herders Conversations-Lexikon

  • Küstrin — Kostrzyn nad Odrą …   Deutsch Wikipedia

  • Küstrin — Before 1945 Küstrin (also spelled Cüstrin, Polish: Kostrzyn) was a town in the former Prussian province of Brandenburg in Germany, situated on both sides of the Oder river. After World War II the Allies established a new border along the Oder… …   Wikipedia

  • Küstrin — Kostrzyn nad Odrą Kostrzyn nad Odrą       …   Wikipédia en Français

  • Küstrin-Kietz — Gemeinde Küstriner Vorland Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Küstrin (Begriffsklärung) — Küstrin war bis 1945 eine Stadt in der Mark Brandenburg. Durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt an der Oder geteilt: in Polen Kostrzyn nad Odrą (ehemals Küstrin Neustadt) in Polen Küstrin Altstadt (im Stadtgebiet von… …   Deutsch Wikipedia

  • Küstrin-Kietz — is a small village located in the German province of Brandenburg. It is now part of the municipality of Küstriner Vorland. Before World War II the village was a part of the town of Küstrin, now Kostrzyn nad Odrą, Poland.Küstrin Kietz is the site… …   Wikipedia

  • Küstrin-Neustadt — Kostrzyn heißen folgende Städte in Polen: Kostrzyn nad Odrą, siehe Küstrin Kostrzyn Wielkopolski (Kostschin) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”