- Justīnus [1]
Justīnus, Name zweier oströmischer Kaiser: 1) J. I., geb. zu Tauresium in Illyrien als der Sohn eines Bauern, wanderte als Jüngling nach Konstantinopel, wurde dort in die Leibwache aufgenommen, stieg in derselben rasch bis zum Oberbefehlshaber empor und wurde nach Anastasius' Tode (518) von den Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Er überließ die innere Verwaltung seinem Quästor Proclus und seinem Schwestersohn Iustinianus, den er adoptierte und endlich zum Mitregenten annahm, und beendigte die monophysitischen Streitigkeiten, indem er sich für die orthodoxe römische Lehre entschied. Er starb 1. August 527.
2) J. II., Sohn der Schwester Justinians, Vigilantia, und Gemahl der Sophia, einer Schwestertochter der Theodora, wurde 565 seines Oheims Nachfolger. Er führte ein sparsameres Regiment und stellte den durch seines Oheims Aphthartodoketismus gestörten kirchlichen Frieden wieder her, indem er sich zum orthodoxen Dogma bekannte. Seine körperlichen und geistigen Kräfte wurden aber bald durch Siechtum geschwächt, seine Regierung war daher im Innern wie nach außen ruhmlos und unglücklich. Die Perser drangen wieder erobernd in die östlichen Provinzen ein; der größte Teil von Italien ging an die Langobarden verloren, und die Avaren und Slawen verwüsteten Griechenland. J. setzte sich 574 im Gefühl seiner Schwäche den Tiberius als Mitkaiser zur Seite, dem er im September 578 die Regierung überließ, und starb in Zurückgezogenheit 5. Okt. 578. Vgl. Groh, Geschichte des oströmischen Kaisers Iustin II. (Leipz 1889).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.