Juragewässerkorrektion

Juragewässerkorrektion

Juragewässerkorrektion, die von der schweizerischen Eidgenossenschaft und den Kantonen Bern, Solothurn, Freiburg, Neuenburg und Waadt durchgeführte Entsumpfung der zwischen dem Neuenburger, Bieler und Murtner See, der Broye, Zihl (Thièle) und Aare ausgebreiteten Ebene des Bern er Seelandes. Noch zur Römerzeit ein fruchtbares Gebiet, muß das Gelände, wahrscheinlich durch die Wirkung des von der Emme in die Aare vorgeschobenen Schuttkegels, versumpft, vielleicht eine Zeitlang zum förmlichen See geworden sein. Das Übel hat seine Ursache sowohl in der Aare, namentlich in deren Zuflüssen Saane und Sense, als in den eigentlichen »Juragewässern«. Erstere, die als Rinnsale eines bedeutenden Berggebiets direkt, ohne sich in Seebecken zu läutern, in das Flachland hinausstürzen, veranlaßten von Aarberg abwärts umfangreiche Überschwemmungen, so daß infolge der Geschiebeablagerung ein sehr unregelmäßiges, für die Anwohner immer gefährlicher werdendes Flußbett sich bildete. Anderseits führten die Juraflüsse Orbe und Broye bei Hochwasser dem Neuenburger und Murtensee viel mehr Wasser zu, als die Abflüsse, die untere Broye und die mittlere Zihl, zu fassen vermochten; ebensowenig reichte der Abfluß des Bieler Sees, die untere Zihl, für die Wassermasse aus. Die Hochwasser der Flüsse bedrohten über 2000 Hektar Land mit Verheerung, und die Wasserstände der Seen veranlaßten die Versumpfung von gegen 16,000 Hektar. Die Anstrengungen, das Übel zu beseitigen, datieren von 1670 an; doch abgesehen von dem 2,2 km langen Kanal, durch den 1824 die Suze in den Bieler See geleitet wurde, blieb es bei Projekten. Erst 1842 trat La Nicca, Oberingenieur des Kantons Graubünden, mit dem Plan hervor, nach Erfahrungen am Thuner- und Walensee durch einen Kanal Aarberg-Hagneck die Aare in den Bieler See zu führen, dem vereinigten Abfluß Aare-Zihl einen neuen und erweiterten Kanal bis Büren zu geben und im Sinne früherer Vorschläge auch die untere Broye und die mittlere Zihl zu korrigieren. Eine Vermessung des Inundationsgebiets (1847) ergab ein Areal von 24,488,6 Hektar beteiligten oder zu gewinnenden Bodens. Erst 1867 begann der Bund die Korrektion nach La Niccas Plan, der jedoch dahin abgeändert war, daß, um allzu große Schwankungen im Wasserstande des Bieler Sees zu vermeiden, von Aarberg aus nur die normale Aare in den Bieler See geleitet, bei Hochwassern jedoch der Überschuß im alten Aarebett direkt weitergeführt werde. Zu den Kosten des gesamten Unternehmens, die auf 14 Mill. Frank für die Entsumpfungsarbeiten, 1 Mill. für Hafen- und Uferbauten geschätzt wurden, trug der Bund ein Drittel bei. Die Unterhaltung der hergestellten Arbeiten fällt den Kantonen zu. Die Arbeiten an dem 8,9 km langen Aare-Zihlkanal Nidau-Meienried (bei Büren), im Dezember 1868 begonnen, waren bis 1883 im wesentlichen vollendet; die Fortsetzung von Meienried nach Büren (2,8 km lang) wurde erst 1882 in Angriff genommen Wegen verzögerter Expropriation begann die Ausführung des Aarberg-Hagneck-Kanals erst im April 1874, ebenso die obere Korrektion, während die Korrektion der Strecke Solothurn-Attisholz sich noch länger verzögert hat. Nach Vollendung des großen Einschnittes bei Hagneck war die Kanallinie Aarberg-Hagneck bis 1879 offen gelegt und ist in den folgenden Jahren noch vertieft worden; die Korrektion der Broye und Zihl sowie die Entsumpfung des Seelandes, für die Schneider sich bleibende Verdienste erworben, hat die drei Seespiegel auf folgende Mittelstände gesenkt: Murtensee von 434 auf 433 m. Neuenburger See von 433,7 auf 432,7, Bieler See von 432,5 auf 432 m. Im ganzen wurden 31,6 qkm neues Land gewonnen. Vgl. Schneider, Das Seeland der Westschweiz und die Korrektionen seiner Gewässer (Bern 1881), und die Jahresberichte der J. (Biel 1868 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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