- Itzstein
Itzstein, Johann Adam von, bad. Politiker, geb. 28. Sept. 1775 in Mainz, gest. 14. Sept. 1855, diente der Benediktinerabtei Amorbach, nach deren Aufhebung dem Fürsten Leiningen, trat nach Mediatisierung dieses Fürstentums 1809 in den badischen Staatsdienst und ward 1819 Hofgerichtsrat in Mannheim. 1822 in die Kammer und zu deren ersten Sekretär gewählt, schloß er sich der Opposition an und nahm nach der Auflösung der Ständekammer, um der Strafversetzung nach Meersburg zu entgehen, seine Entlassung. 1831 wieder zum Abgeordneten gewählt, übernahm er die Führung der liberalen Opposition und beantragte sogleich die Wiederherstellung der 1825 verstümmelten Verfassung und wurde Vorsitzender der Budgetkommission, Mitglied des landständischen Ausschusses sowie der Kommission zur Prüfung der Staatsschuldentilgung. Stets schlagfertig und redegewandt, beeinflußte er die Kammerverhandlungen stark, bewies namentlich in den das Budget betreffenden Arbeiten große Spezialkenntnis und hielt die Elemente der Opposition überall zusammen. Beim Volk angesehen und beliebt, ward er 22. Sept. 1844 durch Überreichung einer ihm zu Ehren geprägten Denkmünze geehrt. Im Mai 1845 mit seinem Freund Hecker auf einer Reise nach Stettin begriffen, erhielten beide in Berlin die polizeiliche Weisung, sofort Berlin und die preußischen Staaten zu verlassen. Als Mitglied des Vorparlaments (1848) und der konstituierenden Nationalversammlung gehörte I. zur äußersten Linken, trat aber wenig hervor. Bei der Reichsverweserwahl erhielt er die 32 Stimmen seiner Parteigenossen und folgte 1849 dem Rumpfparlament nach Stuttgart. Obwohl an der badischen Erhebung nicht beteiligt, ward er des Hochverrats beschuldigt, entzog sich nur durch die Flucht der Verhaftung und lebte im Elsaß und in der Schweiz. Erst 1850, nachdem seine Unschuld nachgewiesen worden, kehrte er zurück und starb, seit 1854 geistesschwach, auf seinem Gut zu Hallgarten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.