- Insterburg
Insterburg, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Gumbinnen, an der Angerapp, die sich 2 km unterhalb der Stadt mit der Inster zum Pregel vereinigt (aber schon in I. allgemein Pregel genannt wird), Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Königsberg-Eydtkuhnen, Osterode-Memel und Allenstein-I. sowie mehrerer Kleinbahnen, hat 4 evang. Kirchen, von denen die Hauptkirche mit schönen Holzschnitzereien und Deckengemälden geschmückt ist, eine kath. Kirche, eine Kirche der apostolischen Gemeinde, ein Bethaus der Baptisten, Synagoge, einen schönen Stadtpark mit dem Kriegerdenkmal und einem Denkmal des Oberbürgermeisters Korn und (1900) mit der Garnison (2 Bat. Infanterie Nr. 45,4 Eskadrons Ulanen Nr. 12, ein Feldartilleriereg. Nr. 37 u. eine Abteilung Feldartillerie Nr. 1) 27,787 Einw., davon 788 Katholiken und 350 Juden.
Die Industrie beschäftigt sich mit Flachsspinnerei, Maschinen-, Ofen-, Kunststein-, Zementrohr- und Schuhwarenfabrikation, Knochen und Gipsmüllerei, Gerberei, Bierbrauerei etc. Bedeutend ist auch die Pferdezucht, für die hier das litauische Landgestüt besteht. Alljährlich finden zwei große Pferderennen statt. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1903: 370,1 Mill. Mk.), ist besonders lebhaft in Landesprodukten und Pferden. I. hat ein Gymnasium (mit Realgymnasium), dessen Aula mit Freskomalereien von E. Neide geschmückt ist, Präparandenanstalt, eine Altertumsgesellschaft mit reichhaltigem Museum, einen landwirtschaftlichen Zentralverein für Litauen und Masuren mit Versuchsstation, eine Provinzialstrafanstalt und ist Sitz eines Landgerichts, des Landratsamtes für den Landkreis I., einer Spezialkommission, der Handwerkerkammer für den Regbez. Gumbinnen und den Kreis Memel sowie des Stabes der 2. Division, der 2. Kavallerie- und der 2. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 8 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. 2 km von I. liegt die Domäne Georgenburg mit einem interessanten Ordensschloß und einem Landgestüt. – Zum Landgerichtsbezirk I. gehören die sechs Amtsgerichte zu: Darkehmen, Goldap, Gumbinnen, I., Pillkallen und Stallupönen. – Die ehemalige »Burg an der Inster« wurde 1337 angelegt und war zunächst Sitz eines Komturs, wurde 1374 in eine Pflege u. 1525 in ein Hauptamt umgewandelt. Der dabei entstandene Ort erhielt 1583 Stadtrechte. 1690 ward I. durch eine große Feuersbrunst heimgesucht. Vgl. Hennig, Topographisch-historische Beschreibung der Stadt I. (Königsb. 1794); Töws, Kurze Chronik der Stadt I. (das. 1883); »Urkunden zur Geschichte des ehemaligen Hauptamtes I.« (Insterb. 1895–97, 3 Hefte).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.