- Heliogravüre
Heliogravüre (häufig auch Photogravüre genannt), eine Methode der photographischen Herstellung von Kupferdrucken in Halbtönen, bei deren Gewinnung das Original nicht aus Strichen oder Punkten zu bestehen, resp. in diese zerlegt zu werden braucht, wie bei der Zinkographie und Autotypie, sondern die Halbtöne können damit gleich vollendet wiedergegeben werden. Zur Erzeugung der Druckplatte belegt man eine gehämmerte oder galvanisch niedergeschlagene polierte Kupferplatte in einem Staubkasten mit einer dünnen Schicht seinen Asphaltstaubes und schmilzt denselben an. Auf diese Platte überträgt man das auf Pigmentpapier unter einem Diapositiv kopierte Bild durch Auflegen und Andrücken des Papiers, legt es in ein Warmwasserbad und wäscht die unbelichtete Gelatine des Pigmentbildes im Wasser aus. Dann trocknet man und ätzt das auf der Kupferplatte nunmehr vorhandene unlösliche Gelatinebild in Eisenchloridbädern in das Kupfer ein. Bei der Ätzung durchdringt die Eisenchloridlösung zuerst die schwächsten Stellen der das Pigmentbild tragenden Gelatineschicht und erzeugt dadurch die tiefsten Schatten; weitere schwächere Ätzungen ergeben die Mitteltöne und die Lichter. Nach der Ätzung macht man einen Probedruck, retouchiert die Platte und verstählt sie galvanisch. Die H. übertrifft oft in samtartiger Weichheit den in Schabkunst ausgeführten Kupferstich. Die Rembrandt-H. ist ein von Klič erfundenes, zuerst in London ausgeführtes Verfahren, bei dem Autotypie und H. kombiniert sind. Auf einer Kupferplatte wird ein Gemisch von Fischleim und Kaliumbichromat aufgetragen, darauf ein mittels Rasters in Punkte und Striche zerlegtes photographisches Diapositiv kopiert, mit Kolophonium eingestaubt, dieses schwach angeschmolzen, wonach man mit Eisenchlorid ätzt. Diese Rembrandt-H. zeigt eine Kombination von seinem Raster- und Staubkorn und eignet sich zum raschen und billigen Druck großer Auflagen unter Anwendung der Kupferdruckschnellpresse. – Farbige H. wurden zuerst von Goupil (Bonssod u. Valadon in Paris), dann von Blechinger u. Leykauf in Wien u. a. ausgeführt. Zu ihrer Herstellung werden auf einer heliographischen Kupferplatte verschiedene, den Farben eines Gemäldes entsprechende Kupferdruckfarben mittels kleiner Ballen (Tampons) an den betreffenden Bildstellen aufgetragen und dann ein Abdruck in der Kupferdruckpresse hergestellt. Dieses Bemalen der Kupferdruckplatte ist ein schwieriger Prozeß, der aber bei korrekter Durchführung polychrome Drucke von großer Schönheit liefert. – Stellt man Farbendrucke mittels Chromolithographie oder Dreifarbenlichtdruck her und druckt schließlich eine Ton- oder Konturplatte mittels H. darüber, so erhält man Kombinationsdrucke von großer Präzision und schöner Bildwirkung. – Die H.-Verfahren gehören zu den vornehmsten, aber auch verhältnismäßig kostspieligsten photomechanischen Reproduktionsarten. (Vgl. auch Heliographie [mit Literatur] und Photomechanische Verfahren.)
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.