- Harzburg
Harzburg (Bad H.), Stadt im braunschweig. Kreis Wolfenbüttel, in herrlicher, wald- und wiesenreicher Gegend am Nordfuß des Harzes, an der Radau, Knotenpunkt der Linien Wolfenbüttel-H. und Ilsenburg-H. der Preußischen Staatsbahn, 246 m ü. M., hat eine neue evang. Kirche, ein Progymnasium, ein städtisches Solbad (Juliushall), Kurhaus, Heilanstalt für skrofulöse Kinder, Sanatorium, Amtsgericht, Oberforstamt, 2 Forstämter, ein herzogliches Gestüt (in Bündheim), große Pferderennen, Steinbrüche, Holzschleiferei, Pappenfabrikation, eine Makkaronifabrik, eine Fabrik des Juliushaller Sauerbrunnens und (1900) 3308 Einw. Die Solquelle enthält auf 1000 Gewichtsteile 66,555 Chlornatrium, 0,405 Chlorkalium, 1,100 schwefelsaure Magnesia, 0,840 schwefelsauren Kalk, 0,900 Chlormagnesium und Spuren von Eisenoxyd. Die Temperatur beträgt 11,2–12,5°. Daneben ist noch eine Kochsalztrinkquelle (Krodoquelle) vorhanden. Außerdem werden Fichtennadel-, Kräuter- und alle künstlichen Mineralbäder bereitet, und sind zwei Molkenanstalten vorhanden. Die Zahl der Kurgäste beläuft sich jährlich auf etwa 10,000. Die reizende, geschützte und waldreiche Lage hat H. zugleich zu einem Luftkurort ersten Ranges gemacht. Östlich von H. liegt der 463 m hohe Große Burgberg mit den geringen Resten der Harzburg, dabei ein Hotel und die dem Fürsten Bismarck 1877 zu Ehren errichtete Canossasäule mit der Aufschrift: »Nach Canossa gehen wir nicht!« Andre besuchte Punkte der Umgegend sind: die Rabenklippen, das Molkenhaus, die Muxklippe, der Radaufall etc. Nordwestlich von H. liegen die Dörfer Bündheim und Schlewecke. – Der Sage nach soll in der Urzeit auf dem Großen Burgberg eine Opferstätte des Götzen Krodo gewesen sein, dessen angeblichen Altar man noch jetzt in Goslar zeigt (s. Krodo). Die Burg H. ward von Heinrich IV. zwischen 1065 und 1069 erbaut; beim Aufstand der Sachsen 1073 wurde Heinrich in der H. eingeschlossen und entrann nur mit Mühe der Gefangenschaft. Nach dem Frieden von Gerstungen 1074 zerstörten die Sachsen das herrliche Schloß. Nachdem Heinrich aber die Sachsen in der Hohenburger Schlacht besiegt hatte, ließ er die Burg sofort neu aufbauen (1076). Neue Empörungen der Sachsen vertrieben ihn abermals von der H., und die Burg sank zum zweitenmal in Trümmer. Ein Jahrhundert später schenkte sie Kaiser Friedrich I. Heinrich dem Löwen, und dieser stellte sie (um 1180) wieder her. In ihr starb später sein Sohn, Kaiser Otto IV. (1218), der längere Zeit zurückgezogen dort gelebt hatte. In der Folge sank die H. zur Raubburg herab, ward 1485 vom Herzog Heinrich dem Wunderlichen von Braunschweig erobert u. 1650 von Herzog August geschleift. Vgl. Jacobs, Die H. und ihre Geschichte (Harzb. 1885); Stolle, Führer von Bad H. (5. Aufl., das. 1899); Behme, Geologischer Führer durch die Umgebung der Stadt H. (2. Aufl., Hannov. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.