Hamsun

Hamsun

Hamsun, Knut, norweg. Schriftsteller, geb. 4. Aug. 1860 im Gudbrandstal, wurde mit 17 Jahren Schuhmacherlehrling, begann aber schon damals zu schriftstellern, brannte als Schiffsjunge durch und führte jahrelang ein Wanderleben in den verschiedensten Berufen als Fischer, Minenarbeiter, in Amerika als Ladengehilfe, Pferdebahnkutscher etc. Von 1883 bis 1886 weilte er als Zeitungsschreiber in der Heimat, reiste aber 1886 wieder nach Amerika, diesmal als Korrespondent der Zeitung »Verdens Gang«. Nach seiner Rückkehr (1888) veröffentlichte er ein etwas summarisch und scharf verurteilendes, aber witziges Buch über »Das Geistesleben Amerikas« (»Fra Amerikas Aands-liv«). Bekannt wurde er über Nacht durch den Roman »Hunger« (»Sult«, 1890; deutsch, 3. Aufl. 1901). Mit einer Intensität der Details, die das Selbsterlebte verrät, zerlegt er in diesem genialen, aber quälenden Buch die Gefühle eines hungernden jungen Mannes. 1892 erschien der bizarre Roman »Mysterien, die mystische Geschichte eines seltsamen Menschen« (deutsch 1894, 2. Aufl. 1904), 1893 »Redakteur Lynge« (deutsch 1898) und »Neue Erde« (deutsch 1894), 1894 der Liebesroman »Pan. Aus Leutnant Glahns Papieren«, eine Naturverherrlichung voller Originalität, Frische und Poesie (deutsch, 2. Aufl. 1899). Es folgte 1895–97 die dramatische Trilogie »An des Reiches Pforten« (deutsch 1895), »Die Stimme des Lebens« (deutsch 1901) und das Schauspiel »Abendröte« (deutsch 1904). H. hat oft seine Geringschätzung der dramatischen Kunst und Technik ausgesprochen, seine Stücke erweisen sich aber als szenisch wirksam und ergreifend. Nach der humoristisch angehauchten Novellensammlung »Siesta« (1897) erschien »Viktoria, die Geschichte einer Liebe« (1899; deutsch, 3. Aufl. 1903), in ihrer knappen, vollendet ausgemeißelten Form, plastischen Darstellung und sprudelnder Phantasie ein Höhepunkt seiner Kunst. Das Schauspiel »Königin Tamara« (deutsch 1903) rollt in großen, schlichten Zügen ein antikes Bild der irrenden Liebe auf; »Munken Vendt« (1902, deutsch 1904), eine dramatische Darstellung der Erlebnisse eines verlaufenen Theologen und Hamsuns erste Arbeit in Versen, dürfte wohl als die bedeutendste literarische Erscheinung Skandinaviens der letzten Jahre bezeichnet werden. In dem nächsten Werk: »I Eventyrland« (»Im Märchenland«, 1903), bot H. eine Art romantisierter Reiseschilderung und gab neue Proben der erstaunlichen Fülle verschiedenartiger seiner Ausdrucksmittel und poetischen Anschauungsformen. Hierauf folgten die Novellensammlung »Kratskow« (1904) und die Gedichtsammlung »Das wilde Korps« (1904), in der sich stolze Erhebung über die Widerwärtigkeiten des Lebens, blendende Naturbilder und fesselnde erotische Schilderungen zu einer bedeutenden Wirkung vereinen. Die genannten Übersetzungen erschienen sämtlich im Langenschen Verlag zu München.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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